Mitten in Fürstenfeldbruck:Ein Grüner ohne blaues Blut

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Der richtige Name kann der Schlüssel zur großen Karriere sein - oder diese zumindest befördern

Von Stefan Salger

Der richtige Name kann der Schlüssel zur großen Karriere sein oder diese zumindest befördern. Vor allem gilt das für die Adelspräposition. Johann Wolfgang von Goethe - das klingt schon so flüssig, dass man mit seinen Reimen gar nichts mehr falsch machen kann. Und wenn man Ludwig van Beethoven heißt, dann färbt das klangvoll Bombastische ohne viel Zutun auf Sinfonien und Sonaten ab. Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein? Toller Name. Es geht noch besser: Der Geschäftsführer der in Fürstenfeldbruck ansässigen König-Ludwig-Schlossbrauerei und Ausrichter der Kaltenberger Ritterspiele trägt ebenfalls ein "von" im Namen und ein ganzes Bundesland dazu - der Urenkel des letzten Königs von Bayern, Ludwig III., hört auf den Namen Luitpold Rupprecht Heinrich Prinz von Bayern. Getoppt wird das bestenfalls noch von einem Adelspräpositionsdoppelpack: dem "von und zu", das Adeligen vorbehalten ist, die seit dem Mittelalter auf ihrem Stammsitz ansässig sind. Denken wir nur an die kurzzeitig strahlende CSU-Sternschnuppe Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu (!) Guttenberg. Ein Name wie Blitz und Donner. Was aber, wenn ein Bürgerlicher in diese Welt vordringen will? Hans-Hermann Weyer hat es vorgemacht: Er ließ sich kurzerhand von einer Countess adoptieren und heißt seither Consul Hans-Hermann Weyer Graf von Yorck. Na also, geht doch. Der "Makler der Eitelkeiten" ist zudem dafür bekannt, dass er tolle und wohlklingende Adelstitel feil bietet.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hofreiter, der zum politischen Volksfestmittwoch in Fürstenfeldbruck erwartet wird, hat bei Weyer ganz sicher keine Kundennummer und das mit den Adelspräpositionen und der Ansässigkeit am Ort der Vorfahren auch noch irgendwie falsch verstanden. Vielleicht hat er sich ja auch ein Sonderangebot aufschwatzen lassen. Wie sonst ist die Ankündigung auf all den Plakaten zu verstehen? Dort nennt sich der Fraktionsvorsitzende: "Toni vor Ort". Der Mann mit der blonden Mähne mag über einen einwandfreien Doktortitel verfügen. In den Kreis der VIPs und Blaublütigen aber wird er es mit diesem profanen Namen nicht schaffen.

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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