Mitten in Fürstenfeldbruck:Die Nullnummer der Kreisstadt

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Aus dem hellgrün schimmernden Gedenkstein ist ein "schwarzer Klumpen" geworden. (Foto: privat)

Im Haushaltsentwurf findet sich so manches Mysterium

Kolumne von Stefan Salger

Haushaltsentwürfe sind oft mehrere Hundert Seiten dick, und ihre Lektüre entfaltet für Otto Normalbürger ihre beste Wirkung in Form einer abendlichen Einschlafhilfe. Gleichwohl schlummern in solchen Zahlenwerken schon mal Überraschungen. So wie im Entwurf von 2015, der jüngst im Finanzausschuss nochmal abschließend auf den Tisch kommt. Ein tiefer Blick auf Seite elf des eher klein gedruckten Begleittexts der Stadtverwaltung offenbart ein echtes Mysterium. Unter dem Punkt vier sind da "Bauten auf fremdem Grund und Boden" aufgelistet. Muss sich die Stadt illegale Schwarzbauten anlasten lassen, die auch noch verschämt in endlosen Zahlenkolonnen versteckt werden? Noch seltsamer wirken die Wertangaben für die beiden aufgelisteten Bauten: zwei Euro zum 1. Januar 2015 und immer noch zwei Euro zum 31. Dezember 2015. Für den Betrag bekommt man bestenfalls ein Schneckenhaus. Müsste aber nicht selbst ein solches angesichts der Preisexplosion auf dem Immobilienmarkt im Laufe eines Jahres an Wert zulegen?

Bei der Sitzung spricht SPD-Fraktionschef Philipp Heimerl das Rätsel an - und erfährt, dass es sich dabei zum einen um den "Fahnenigel" handelt, an dem gegenüber dem Landratsamt die Flaggen der Brucker Partnerstädte wehen. Das Grundstück gehört dem Bund. Zum anderen handelt es sich, wie Kämmerin Susanne Moroff tags darauf eruiert, um die Umbauten in angemieteten Räumen neben dem Rathaus. Weil beide Projekte längst abgeschrieben sind, kündet lediglich noch ein "Erinnerungswert" an sie.

Bei der Gelegenheit erinnert man sich siedendheiß an Punkt fünf in den Unterlagen. Und es schwant einem schon, warum die Brucker "Bodendenkmäler" einen Wert von fünf Euro haben. Und richtig: Hinter dem Betrag verbergen sich fünf Denkmäler, die streng genommen zwar gar nicht vergraben sind, aber in einer ordentlichen doppischen Bilanz halt irgendwo zu verbuchen sind - die Pestkapelle in Puch, das Todesmarsch-Mahnmal, die Kriegerdenkmäler in Aich sowie Puch und die Nepomuk-Kapelle Sankt Johann an der Schöngeisinger Straße. Verwundert registriert man beim Blick auf den Posten "Sonstige Kulturdenkmäler", dass es davon offenbar nicht mal ein einziges abgeschriebenes Exemplar gibt. Die Rubrik ist eine echte Nullnummer. Zumindest einen Erinnerungswert hätte Bruck da nun aber wirklich verdient.

© SZ vom 22.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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