Mitten in Fürstenfeldbruck:Die Bank der Liebe

Lesezeit: 1 min

Auf dem Dach des AEZ haben junge Pärchen einen Platz gefunden, an dem sie sich näher kommen

Von FLORIAN J. HAAMANN

Manchmal, da hilft ein Blick über die Landkreisgrenzen hinaus, um Anregungen zu bekommen, die den eigenen Ort noch schöner machen. Betriebsspionage quasi, oder wie man es neudeutsch gerne nennt: plagiieren. Etwas, was bei Kommunalverwaltungen quer durch die Republik immer bestens ankommt sind "Wege". So finden sich, meist verborgen am Ortsrand oder im Wald, Nacktwanderwege, Märchenwege, Kreuzwege, Selbstfindungswege - und für die Generation Olympia 72 die mittlerweile verwitterten Trimm-dich-Pfade. Der Landkreis kann da mit einem Klangweg beim Jexhof, dem zumindest angefangenen Skulpturenweg in Bruck und dem noch im Reich der Fantasien schwebenden Gröbenzeller Weg aufwarten.

Doch all das kann sich nicht mit dem messen, was das beschauliche Hahnen-klee-Bockswiese zu bieten hat. Denn Mitten im Harz, jenem Sehnsuchtsort, den schon Heine und Goethe besungen haben, hat die Stadt einen "Liebesbank-Weg" eingerichtet. Auf 25 Bänken, die poetische Namen wie "Die hasch mich . . . -Bank" und "Die Rendezvous-Bank" tragen, könne Paare sich schöner Momente erinnern. Und wer gerade frisch zueinander gefunden hat, der kann sich tatsächlich auf dem Weg trauen lassen. Betreten wird der Weg durch das "Tor der Liebe". Kluge Marketing-Strategen sind auf die Idee gekommen, dass man ja einige der handgefertigten Unikats-Bänke als Miniaturmodell verkaufen könne. Für 29 Euro ein wahres Schnäppchen.

Während im Harz solch ein Liebesbank-Weg durchaus passend erscheint, würde man ähnliches auf dem Dach des Brucker AEZ wohl weniger erwarten. Und dennoch gibt es dort, wenn auch keinen ganzen Weg, seit einiger Zeit eine geheime Liebesbank. Fast täglich kann man dort, direkt vor dem Fenster der SZ-Redaktion, wechselnde junge Pärchen entdecken. Im trügerischen Gefühl, endlich vor der Gesellschaft und den misstrauischen Eltern verborgen zu sein, werden dort Zärtlichkeiten und mal mehr, mal weniger scheue Berührungen und Küsse ausgetauscht, aber auch tränenreiche Trennungen vollzogen. Der Anfang für den Brucker Weg ist also gemacht. Nur aus Marketingsicht macht die grüne Metallgitter-Bank noch wenig her.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: