Mitten in Fürstenfeldbruck:Der virtuelle Übersetzer

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Als multimediale Stadt und aus dem virtuellen Blickwinkel ist Fürstenfeldbruck völlig barrierefrei. Bald könnte die Stadtverwaltung bei einem barrierefreien Homepage-Vorlesewettbewerb ihre Vorherrschaft unter Beweis stellen

Von Stefan Salger

Fürstenfeldbruck ist eine multimediale Stadt und aus virtuellem Blickwinkel völlig barrierefrei. Gut, in der realen Welt scheitern Rollstuhlfahrer an den Treppen zum Sitzungssaal im Rathaus - aber auch dort soll ja bald ein Aufzug nachgerüstet werden. Ansonsten übernimmt Bruck im weltweiten Netz eine Vorreiterrolle und ist sogar fortschrittlicher als, sagen wir mal: New York City. Längst arbeitet die Stadtverwaltung an der allumfassenden Bürgerbeteiligung per Mausklick. Natürlich lässt sich auch die Schrift auf der städtischen Homepage bereits seniorengerecht vergrößern. Großmütter müssen sich dennoch warm anziehen: Ging es ums Vorlesen, vorzugsweise von Märchen, galten sie als unverzichtbar. Vorbei: Seit Neuestem bietet eine Männerstimme mit warmem Timbre seine Vorlesedienste an. Nicht um Aschenputtel Reloaded oder Rotkäppchen 2.0 geht es da, sondern um Zweck-Prosa von der Brucker Homepage. Da kann man sich beispielsweise die Termine und Ansprechpartner des Stadtratschs vorlesen lassen. Noch besser: man könne das alles downloaden und im Auto hören und sogar beim Sport, heißt es. Märchenhafte Vorstellung, auf dem iPod die faden Songs von Shakira oder Andreas Bourani mit News aus dem Brucker Bauamt zu überspielen. Dass der Automatik-Übersetzer noch Fehler macht und sich beim Vokabellernen schwertut, wirkt wunderbar menschlich.

Würde nur noch fehlen, die Homepage auch auf Englisch abrufbar zu machen, dann wäre die globale Barrierefreiheit hergestellt. Ein wenig ärgerlich, dass da ausgerechnet Germering einen Schritt weiter ist. Und New York bietet sogar 104 Sprachen - von Afrikaans bis Zulu - zur Auswahl. Aber weder Germering noch New York haben diesen Mann mit dem warmen Timbre zu bieten, der selbstbewusst bei seiner Muttersprache bleibt, während sich die Homepage von Big Apple auf radebrechendem Deutsch blamiert wie "Mayor des Blasio, Stadtrat Einführung Bürgermeisteramt Gun Gewalt zu verhindern". Bruck indes bleibt unbeirrt auf dem Audio-Königsweg und steckt sich neue Ziele: Sollten andere Landkreiskommunen nachziehen, könnte die Stadt bei einem barrierefreien Homepage-Vorlesewettbewerb ihre Vorherrschaft unter Beweis stellen.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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