Mitten in Fürstenfeldbruck:Das Feld der Zukunft bestellt

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Die Vision vom automatisierten Fahren ist für Bauern ein alter Hut

Von STEFAN SALGER

Landwirte werden nicht müde, über zu viel Regen oder zu viel Sonne oder zu viel von beidem zu klagen. Trotzdem kommen sie am Ende immer zu dem Schluss (so wie vor ein paar Tagen BBV-Kreisobmann Johann Drexl): "Ich will trotzdem Landwirt bleiben, weil es für mich der schönste Beruf ist, den es gibt." Klar. Denn nur auf dem Acker lassen sich neben Regen und Sonne auch Fortschritt und Traditionsverbundenheit über all die Jahre so gut unter einen Hut bringen.

Beispiel gefällig? Beim selbstfahrenden Auto blickt alle Welt gebannt auf Newcomer und Platzhirsche: Google, Tesla oder BMW tüfteln unter Hochdruck an Konzepten. Auf dem Feld der Technologie ist die Zukunft freilich schon vor Jahren im Landkreis angekommen. Auf dem einen oder anderen Kartoffelacker sitzt längst kein Mensch mehr im Traktor, der vor den Ernteanhänger gespannt ist. Voilà: selbstfahrend. Bahnbrechend. Wer in seiner Faszination den Blick nicht mehr abwenden kann, erkennt freilich, dass kurz vor dem Ende des Ackers jemand hinten die Kartoffeln aus der Hand legt, vorne in die Fahrerkabine steigt, den Traktor wendet, das Lenkrad wieder gerade stellt - um den Schlepper auf den nächsten 80 Metern wieder sich selbst zu überlassen. Da sehen die jung-dynamischen Köpfe von Google und Co alt aus. Kreative Lowtech statt aufwendiger Hightech. Sollte den Schlaubergern mal jemand sagen, dass es den ganzen GPS- und Kamerakrempel nicht braucht, wenn man sich auf langsame Schrittgeschwindigkeit beschränkt. Besagter innovativer Landwirt (geben wir ihm wegen der strengen Berufsgenossenschaft lieber den Tarnnamen Xaver S.), beweist gleichwohl auch Traditionsverbundenheit. Während g'schlamperte Verhältnisse, Scheidungen und binationale Beziehungen im Landkreis längst etwas ganz Normales geworden sind, bleibt der Herr S. beim Altbewährten. Mit Martha sei er eigentlich nicht so recht zufrieden, räumt er ein. Der Empfehlung, sie durch Grace zu ersetzen, sei er aber nicht gefolgt. Die sei noch zu jung, da gebe es zu wenig Erfahrung. Gerade in den ersten zwei Jahren einer solchen Umstellung häuften sich erfahrungsgemäß die Probleme. Weil Herr S. ein paar Minuten zuvor am Rande des Kartoffelackers noch von der bewährten Christa geschwärmt hat und nun der Blick über die Sommergerste schweift, dämmert es einem langsam, dass es hier um holde Weiblichkeiten geht, die auf dem Feld wachsen, also um Getreide- und Kartoffelsorten.

Das nimmt dem Nimbus des Landwirts jetzt doch etwas von seinem Glanz.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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