Mitten in Fürstenfeldbruck:Brucks Stadträte auf Augenhöhe

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So manche Debatte erweckt den Eindruck, dass es in der Kreisstadt Stadträte erster, zweiter und dritter Klsse gibt. Das muss nicht immer stimmen

Von Stefan Salger

Gibt es in Fürstenfeldbruck Stadträte erster, zweiter und dritter Klasse? Wer manche Debatte in dem Gremium verfolgt, könnte durchaus den Eindruck gewinnen, dass mancher meint, in der Hackordnung über einem vielleicht etwas zurückhaltenderen Vertreter der Gegenseite oder auch einem Hinterbänkler zu stehen. Philipp Heimerl zählt eher nicht zur Gruppe der vor Kraft strotzenden Alphatiere. Am Dienstag aber scheint es so, als ob der stets sachlich auftretende Shootingstar und Hoffnungsträger für eine sozialdemokratische Renaissance Fürstenfeldbrucks dennoch der Oberschicht zuzurechnen ist. Es geht um den Neujahrsempfang.

Weil die Stadt beinahe jedes Jahr pleite ist und bei aller Feierlaune traditionell am Büfett auf ein schwieriges Jahr vorausblickt, wird hier demonstrativ alles vermieden, was nach Klotzen aussieht. Deshalb gibt es auch für die Stadträte nur jeweils eine Getränkemarke. Wer mehr trinkt, muss selbst zahlen. Passenderweise vor der ersten Vorberatung des Haushalts, der nach den fast schon üppig sprudelnden Steuerzuflüssen des vergangenen Jahrs mal wieder unter keinem allzu guten Stern steht, spricht Philipp Heimerl das sensible Thema an. Wie das denn mit den zwei Gutscheinen für den Donnerstag, 21. Januar, zu verstehen sei, fragt er ohne jede böse Absicht - und tritt eine Lawine los. Er erntet ungläubige Blicke. Wie bitte? Zwei Gutscheine? Allen anderen Einladungen war doch nur jeweils ein Gutschein beigelegt. Zweite Klasse quasi. Noch oller wird es, als sich ein Stadtrat dritter Klasse outet. Christian Stangl von den Grünen offenbart sich in dem Gremium: Er habe gar keinen einzigen Gutschein vorgefunden - könne aber auch gut damit leben, selbst zu bezahlen. Herwig Bahner von der CSU, der schon manches Scharmützel mit dem Grünen ausgefochten hat, spendet Trost und wartet diesmal mit einem guten Rat auf: "Schau doch noch mal ins Kuvert rein."

Am nächsten Tag dann die Ernüchterung: Philipp Heimerl hat noch mal genau nachgeschaut. Und siehe da: Es war doch nur eine Marke. Und falls Stangl aus den Tiefen des Kuverts nicht doch noch eine Marke fischt, wird er ganz gewiss eine nachgeliefert bekommen. Der Stadtrat ist also doch keine Dreiklassengesellschaft.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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