Mitten in Fürstenfeldbruck:Brucker Bekenntnis

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Die Südstaatler halten rund um die Welt zusammen

Von Erich C. Setzwein

Niemand würde Fürstenfeldbruck nachsagen, es sei eine unfreundliche Stadt. Dennoch muss deren Herzlichkeit ein Fremder erst einmal gewinnen. Das erleben nicht nur Menschen, die in die Kreisstadt einpendeln und auf dem Weg zur Arbeit noch schnell ein Frühstück kaufen wollen. Wer noch nicht zur Stammkundschaft gehört, erntet nicht leicht ein Lächeln. Wer aber nach wiederholtem Kauf von Butterbreze und Kaffee erkannt wird, ein Lächeln und "An schön' Tag no" hinterhergerufen bekommt, der darf sich aufgenommen fühlen. Zu großartigen Verbrüderungen kommt es jedoch allenfalls bei den nicht wenigen Gelegenheiten, wenn die Innenstadt für ein Wochenende abgesperrt und darin nach Lust und Laune gefeiert wird. Dann werden auch aus Fremden Freunde.

Das Feiern, das die Fürstenfeldbrucker so perfekt beherrschen und dafür sogar eine Bundesstraße lahmlegen, ist eben eine Universalsprache. Wie weltoffen die Bewohner sind, lässt sich nicht nur daran ersehen, dass sich, wie beim diesjährigen Volksfest, auf einer Bierbank neben Einheimischen ein junger, dunkelhäutiger Flüchtling nicht nur niederlassen darf, sondern auch daran, dass mit ihm geredet wird.

Solche Erlebnisse haben auch die Vertreter jener Städte geschildert, mit denen Bruck eine Partnerschaft unterhält. Dass es inzwischen eine ganze Reihe von mehr oder minder festen Verbindungen gibt, zeigt die Stadt ständig mit einem Fahnenkranz am Ortseingang sowie zu den jeweiligen Festivitäten. Die Fahnen jener Länder, in denen die Partnerstädte liegen, schmücken die Innenstadt, und sie sehen aus, als würden sie jedes Mal gewaschen und gebügelt. Die rot-gelb-rote Fahne steht für Almuñécar, jene mit den kroatischen Landesfarben für die Stadt Zadar, die französische Tricolore wird gehisst für Livry-Gargan und die italienische für Cerveteri. Was fehlt, ist das Sternenbanner der Vereinigten Staaten von Amerika, in dem die Partnerstadt Wichita Falls liegt.

Texaner sind offenbar Wesensverwandte, sie verdienen es, dass deren eigene Staatsflagge an der Hauptstraße aufgezogen wird, die mit weißen und roten und blauen Streifen und einem großen Stern statt 50 kleinen. Damit legen die Brucker ihr eigenes Bekenntnis ab: "Südstaatler müssen zusammenhalten."

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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