Kommentar:Berichterstatter unerwünscht

Lesezeit: 1 min

Die Bezirksregierung gewährt nur einen flüchtigen Einblick in die Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge am Fliegerhorst. Die Eindrücke dürfen aber nicht in Wort und Bild festgehalten werden

Von Stefan Salger

Bei der Asyl-Erstaufnahmestelle am Fliegerhorst spielt die zuständige Regierung von Oberbayern keine besonders rühmliche Rolle und wirkt überfordert. Dieser Eindruck entstand bereits im Herbst 2014, als Flüchtlinge in drei Bussen am Pucher Meer strandeten und stundenlang auf dem dortigen Parkplatz ausharren mussten, weil die Zäune rund ums eiligst zur Asylbewerberunterkunft umfunktionierte ehemalige Unteroffiziersheim noch nicht fertig gezogen waren. Jüngst erfuhr man, dass die Stadt auch über die militärische Entwidmung des mittlerweile erweiterten Areals erst mit einem Jahr Verzögerung informiert wurde - kaum anzunehmen, dass auch die Bezirksregierung nichts von dieser baurechtlich bedeutsamen Maßnahme mitbekommen hat. Weil es sich bei der Unterkunft streng genommen um einen Schwarzbau handelt und die Regierung ihr Versprechen bis heute nicht eingelöst hat, die erforderlichen Genehmigungen endlich einzuholen, steigt auch bei den Stadträten längst der Unmut.

Da passt es ins Bild, dass beim Ehrenamtstag der Caritas am Donnerstag zwar Bürger aufs Gelände gelassen werden, Berichterstattern und Fotografen aber mit Hinweis aufs Hausrecht der Zutritt verweigert wird. Regierungssprecher Martin Nell rechtfertigt dies am Freitag damit, dass ihn weder die Caritas noch die zuständige Stelle in seiner Behörde informiert hätten und er erst am Vorabend von der Veranstaltung erfahren habe. Ob das ein triftiger Grund ist, Pressevertretern bei einer öffentlichen Veranstaltung den Zutritt zu untersagen, darf bezweifelt werden. Die Journalisten, die sich "inkognito" als "normale" Bürger den Besuchergruppen anschließen, stoßen übrigens auf keine Skandale oder unhaltbaren Zustände. Weil jede Gruppe aber von zwei Sicherheitsleuten durch die Einrichtung eskortiert und damit auch jeglicher Kontakt zu den Bewohnern unterbunden wird, lässt sich ganz objektiv nun freilich nicht jeder Zweifel ausräumen. Transparenz sieht anders aus. Eine übervorsichtige Bezirksregierung hat da ein klassisches Eigentor geschossen.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: