Mitten in Fürstenfeldbruck:Beiwort mit Beigeschmack

Lesezeit: 1 min

Warum die Brucker Freizeitmaler mit ihrem Namen seit 40 Jahren nicht glücklich sind

Kolumne von Christian Hufnagel

Die Freizeit steht nicht im Begriff, schlecht beleumdet zu sein. Sie gilt vielmehr als hohes, in der Moderne zuweilen sogar als höchstes Gut. Nicht wenige Menschen schöpfen aus ihr erst den Wert des Lebens, entbunden von der Fron beruflicher und sonstiger Verpflichtungen. Auch der Maler hat nicht unbedingt einen schlechten Ruf in der Gesellschaft. Der Künstler an sich mag zwar von der Mehrheit sich praktisch abplagender Menschen in seiner vermeintlichen Entrücktheit ein wenig schief angeschaut werden, doch wenn er dann Bilder hinzaubert, die der gemeine Volksvertreter für sich erkennbar nicht hinbekommt, ist der Blick schnell ein bewundernder. Aber sobald sich Freizeit und Maler zu einem sogenannten Determinativkompositum zusammentun, also ein Bestimmungswort ein Grundwort näher charakterisiert und der Maler ein solcher wohl ausschließlich in seiner Freizeit ist, verändert die Begrifflichkeit ihre Ausstrahlung. Diese Erfahrung macht zumindest die Vorsitzende der Brucker Freizeitmaler. Im 40. Jahr des Bestehens scheinen die Mitglieder damit schon einiges durchgemacht zu haben: "Fast ist es erstaunlich, dass sich ein Verein mit diesem Namen so lange halten kann", schreibt Rita Plafka in der Jubiläumsschrift.

Einerseits mag es für sie und ihre 18 Gleichgesinnten nicht gerade erbaulich sein, durch das Begleitwort "mit den Makel des Minderwertigen" leben zu müssen. Andererseits ehrt diese Vereinigung durchaus die Ehrlichkeit und damit gewissermaßen der respektvolle Umgang mit einer ungeschützten Berufsbezeichnung. Schließlich kann sich jeder Maler, Bildhauer oder Künstler nennen, wie er will. Er muss dafür keine Akademie besucht haben. Insofern räumt Plafka ein, dass der Name "im Prinzip treffend ist", auch weil keiner aus der Gruppe seinen Lebensunterhalt mit der Malerei verdiene. Eine bildnerische Binsenweisheit ist es zudem, dass einer auch ohne Ausbildung talentiert sein und Meisterhaftes schaffen kann. Selbstbewusst stellt die Vorsitzende also fest, es könnten auch Autodidakten malen. Das hätte die Gruppe in den vergangenen vier Jahrzehnten immer wieder bewiesen.

Mag dieses Urteil zutreffend sein, so macht die Brucker Freizeitmaler ihr Name auch künftig nicht glücklich. Das Kürzel BFM zum Markenzeichen zu erheben, wäre für Plafka eine Möglichkeit. Eine andere die Umbenennung in "Brucker Freie Maler". Nun: Dann wäre die negative Konnotation weggewischt, nur scheint auch dieser Name in seinem Risiko der Fehldeutung für die Gruppe nicht gerade wie gemalt zu sein.

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: