Mitten in Fürstenfeldbruck:Behördlicher Segen für sakralen Bau

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Die Sitzungen des Brucker Bauauschusses sind für die Teilnehmer oft kräftezehrende Veranstaltungen. Doch ab und an gibt es durchaus himmlische Momente

Kolumne Von Stefan Salger

Sitzungen des Brucker Bauausschusses sind bisweilen kräftezehrend. Da wird über einen Bauantrag debattiert und über einen inoffiziell nachgereichten Plan B, über die Baulinie, die eigentlich Bauflucht heißen müsste. Da geht es um Bebauungsplan versus Paragraf 35 Absatz zwei, die Erschließung von Neubauten über städtischen Grund und die Wirksamkeit von Veränderungssperren. Man wünscht sich insgeheim, ein Blitz möge herniederfahren oder zumindest ein gnädiger Stadtrat beide Finger gen Himmel strecken und rufen: "Geschäftsordnungsantrag - Ende der Debatte". Süße Träume der Berichterstatter am Pressetisch vorne links, die sich in den wattigen Weiten der Dämmerung jenseits der Rathausfenster verlieren.

Aber natürlich müssen solch detaillierte Debatten sein. In dem Fachausschuss müssen dicke Bretter gebohrt werden. Schließlich werden hier Weichen gestellt für viele Jahrzehnte. Wer will schon schuld sein an irreversiblen Bausünden? Also lassen auch die Reporter zwei Stunden Debatte über Erschließung, verdichtete Bebauung, Ortsrand oder nicht Ortsrand, Außen- oder Innenbereich über sich ergehen und nehmen mit schweren Lidern den ablehnenden Beschluss zur Kenntnis. Alles auf Anfang: Die Verwaltung wird in ein paar Monaten einen veränderten Entwurf vorlegen. Dann wird die Nacht noch früher über den Steuermännern und -frauen der Stadt und den Chronisten hereinbrechen. Man wünscht sich eingeschossige Einraumhäuser hinter Hecken und Feldern, ohne Nachbarn und Zuwegungsprobleme, über die nicht höllisch ausführlich abzuwägen ist.

Nächster Tagesordnungspunkt. Keine einzige Wortmeldung. Bei der Abstimmung nach zehn Sekunden schnellen alle Finger hoch. Keine Spur von Bausünde. Es geht um den Plan für eine gut fünf Meter langen Kapelle auf dem Eitelsrieder Feld im Ortsteil Aich. Außenbereich. Weg vorhanden. Bauflucht kein Thema. Himmlisch! Mit den Worten "Schön, dass es so was noch gibt", erteilt auch Markus Droth von der Christlich-Sozialen Union die Absolution. Vielleicht meint er den Bau der Kapelle. Oder das göttlich schnelle Procedere und die fromme Harmonie in diesem irdischen Fachausschuss.

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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