Mitten in Fürstenfeldbruck:Banker oben ohne

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Sparkassenchef Klaus Knörr zettelt eine Revolution an. Er schafft die Krawattenpflicht für Mitarbeiter seines Hauses ab. Knörr ist überzeugt, dass auch mit einem offenen obersten Hemdknopf Kompetenz und Seriosität gewahrt bleiben.

Von Andreas ostermeier

Wer beruflich mit Geld zu tun hat, trägt Krawatte. Jedenfalls als Mann. Das schreiben die meisten Banken in ihren Kleiderregeln so vor. Auch bei Finanzberatern ist das so, oder bei den Brokern an der Börse. Taubenblau und Krawatte: Das steht für Kompetenz und Seriosität. Schließlich soll der Kunde das Gefühl bekommen, sein Erspartes in vertrauenswürdige Hände gelegt zu haben. Und vertrauenswürdig sind diese Hände nur, wenn die zu ihnen gehörende Person in einem Anzug steckt und eine Krawatte um den Hals gebunden hat.

Die Brucker Sparkasse macht da jetzt nicht mehr mit. Seit Kurzem geht es in dem Kreditinstitut an der Hauptstraße auch ohne Binder. Selbst ein Abteilungsleiter ist schon "oben ohne" gesehen worden. Auf den Fluren des Kreditinstituts ist gar von einer "Revolution" die Rede. Was ist da los? Müssen Seriosität, Vertrauen und Kompetenz der individuellen Laune, gar der Lässigkeit weichen? Ausgerechnet bei den kommunalen Bankern? Will sich die Sparkasse in einem Geschäftsfeld als binderlos profilieren, in dem andere mit einem grünen Band geworben haben?

Vorstandschef Klaus Knörr bleibt Krawattenträger und wiegelt ab. So groß fällt die Revolution doch nicht aus. Bankgeschäft bleibt Bankgeschäft. Vertrauen, Kompetenz und Seriosität sollen weiterhin gelten. Auch wenn beim Beratungsgespräch nun der oberste Hemdknopf offen stehen darf. An den Bekleidungsregeln soll sich sonst auch nichts ändern. Für Männer gilt weiterhin: Hemd, Stoffhose, Sakko oder Anzug. Nur die Krawatte kann der Mitarbeiter künftig zu Hause lassen, wenn er das möchte.

Ist die neue Freiheit nicht ein Risiko für die Sparkasse? Schließlich ist die dunkle Krawatte fast so etwas wie ein Dienstausweis des Geldgewerbes. Doch Knörr hat den Schritt in die neue Freiheit nicht unbedacht getan. Er hat sich rückversichert - so, wie es sich für einen Banker gehört - und bezieht sich auf eine Umfrage der Hamburger Sparkasse. Demnach ist es 80 Prozent der Kunden egal, ob der Berater eine Krawatte trägt oder nicht. Schließlich kommt auch unter den Bankkunden der Binder immer mehr aus der Mode. Die neue Freiheit am Hals soll nun signalisieren, dass die Sparkasse mit der Zeit geht und ebenso seriös, aber auch lässig ist wie du und ich. Das ist doch mal eine überraschende Werbebotschaft aus dem Geldgewerbe.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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