Mitten in Fürstenfeldbruck:Aufsteiger und Absteiger

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Was hat die Waage am Morgen doch noch angezeigt? Thomas Brückner fühlt sich nicht angesprochen. (Foto: Thomas Brückner)

Meistens ist uns der Sinn von Verkehrsschildern klar. Manchmal aber verwirren sie uns

Von STEFAN SALGER

Fürstenfeldbruck erstickt im Autoverkehr. Gleiches gilt eigentlich für den gesamten Landkreis. Ein einziger Stau. Rien ne va plus - nichts geht mehr. Wer nach Lösungen sucht, muss das Rad mitnichten neu erfinden. Er müsste einfach selbst häufiger draufsteigen. Damit ließe sich ein wertvoller Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ganz nebenbei steigt die Fitness und man verliert auch noch überflüssige Pfunde um die Hüften rum.

Immer wieder wird ein Verkehrskonzept gefordert, das von Städten, Gemeinden und Landkreis gemeinsam ausgearbeitet wird - mit dem Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Mit innovativen Konzepten sollte es doch gelingen, den gordischen Knoten zu durchschlagen. Und dann sowas: Zuverlässige Quellen haben uns den Beleg zugespielt, dass der Landkreis auf innovativste Weise den Umstieg aufs Rad fördert, während die Stadt - mindestens ebenso innovativ - den Abstieg fordert. Wie passt das zusammen?

Am vergangenen Freitag gab's zunächst eine große Sause im Landratsamt: Unter dem verheißungsvollen Titel "Der Landkreis Fürstenfeldbruck auf dem Weg in die Nachhaltigkeit" stieg dort die erste Regionalkonferenz. Einer der Vorschläge, um das Radfahren attraktiver zu machen: Radwege sollen überdacht werden. Während unten auf dem Weg der Nachhaltigkeit gestrampelt wird, könnte oben dann per Solarzelle ganz nebenbei auch noch Strom fürs E-Bike erzeugt werden. Genial. Was aber, wenn die Sonne scheint und der Radfahrer kein Schattendasein fristen will? Hochklappbare Cabriodächer? Außerdem weckt das Begehrlichkeiten bei Fußgängern. Vielleicht sollte man gleich einen großen Regenschirm über dem ganzen Landkreis aufspannen.

Was Thomas Brückner, Chef des Verkehrsforums FFB, von überdachten Radwegen hält, ist nicht überliefert. Er hat ohnehin andere Sorgen. Letztens radelte er durch das Fürstenfelder Klostergelände und fühlte sich übelst gemobbt. In einem Brief an die SZ räumt er nun ein: "Na gut, ich hab' ein paar Kilo zugenommen, aber . . . ???" Letztlich entschied er sich, den Open-Air-Weg der Nachhaltigkeit nicht zu verlassen, einfach weiterzufahren - und das Schild an der Klosterkanalbrücke (Foto unten) schlichtweg zu ignorieren.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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