Mitten in Fürstenfeldbruck:Abrissbirne über Hüttenhausen

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Warum eine Räumaktion auf dem Abenteuerspielplatz doch nicht zu einem Vergleich mit Wackersdorf taugt

Von Stefan Salger

Hüttenhausen muss weichen. Das zeichnet sich im Brucker Bauausschuss ab. Hütten! Schon vergessen? In den Achtzigerjahren war es, als ganz Deutschland auf das oberpfälzische Wackersdorf blickte. Dort sollte eine Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Brennstäbe errichtet werden. Atomkraftgegner machten mobil, griffen zu Säge und Hammer, um mit einem Dorf des Protests die Rodung des Taxöldener Forsts zu blockieren. Bis das polizeiliche Räumkommando anrückte. Die Atomfabrik wurde verhindert, es folgte der Marsch der Aktivisten durch die Institutionen. Mancher Atomkraftgegner schaffte es bis zum Bundesaußenminister. Was waren das für glorreiche Zeiten.

Nun folgt der Niedergang des nächsten Hüttendorfs. Eine der Buden, das sickert nun durch, wurde vor einigen Jahren von Florian Weber und seinem Spezl "Big Banana" zusammengezimmert. Der BBV-Stadtrat lüftet gleich noch das Rätsel, das sich um die Identität Big Bananas rankt. Hinter dem Tarnnamen verbarg sich einst Philipp Heimerl von der SPD. Beide Jungpolitiker sind losmarschiert durch die Institutionen und haben sich respektable Stadtratsreferenten-Posten (Jugend beziehungsweise Wirtschaftsförderung) gesichert.

Nun gut, mit dem Brucker Hüttendorf sollte nicht die drohende Rodung des Rothschwaiger Forsts blockiert werden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Die Buden wurden gar nicht aus hehren politischen Motiven (zum Beispiel Protest gegen das nukleare Waffenarsenal), sondern aus Spaß an der Freude auf dem Abenteuerspielplatz im Brucker Norden zusammengezimmert. Und ja, eines polizeilichen Räumkommandos bedarf es nicht: Weber und Heimerl haben selbst der Abrissbirne den Boden bereitet, indem sie dem Neubau des Kindergartens Nord (als Nukleus des Brucker Bürgertums) an eben dieser Stelle und der "Verschiebung" des Abenteuerspielplatzes zugestimmt haben. Stadtbaurat Martin Kornachers gut gemeinter Tipp, eine Intervention des Amts für Denkmalpflege anzustoßen, um damit das Werk zweier großer Baumeister doch noch der Nachwelt zu erhalten, verhallt ungehört.

Ach, Revolutionäre werden aus den beiden Strahlemännern Big Banana und BBV-Weber sicher nicht mehr.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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