Mitten in Eichenau:Wischewanka und Lederhose

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Die Partner aus Bayern und der Ukraine verbrüdern sich auch kleidungstechnisch

Von Erich C. Setzwein

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, heißt es so schön. Oft genug sind Gastgeschenke so lieblos ausgewählt, dass sie eher den Weg in den Keller nehmen als in die Vitrine. Im ersten Stock des Eichenauer Rathauses sind in einem Vitrinenschrank alle jene Erinnerungsstücke ausgestellt, die aus den Partnerstädten stammen. Da ist etwa die Okarina aus Ton, ein typisches Blasinstrument aus dem italienischen Budrio. Auch das sächsische Scharfenstein hat sich mit Holzarbeiten aus dem Erzgebirge verewigt. Am Mittwoch konnte die Delegation aus dem ukrainischen Wischgorod sich davon überzeugen, dass die im August überreichte Flasche besten Wodkas und der mit dem Wappen des Rayons bedruckte Kugelschreiber hinter Glas gesperrt wurden.

Ob das auch das Schicksal der beiden Wischewankas sein wird, ist noch nicht abzusehen. Ein Wischewanka ist keine seltene ukrainische Tierart, von denen der Bürgermeister nur ein ausgestopftes Exemplar für die Vitrine hätte mitbringen können, sondern das, was man im Bairischen ein Pfoad nennt. Schlicht ein Hemd. Nun, ganz so schlicht sind die typischen Wischewankas nicht. Ähnlich wie bei bayerischer Tracht, legen die Ukrainer Wert auf schöne Stickereien. Und jeder, der dort eine solche Bluse trägt, gibt damit gleichzeitig ein patriotisches Statement ab. Im Stadtbild sind sie deshalb häufig zu sehen, entweder als weißes Hemd mit rotem oder anderem bunten Faden, mal mehr, mal weniger reich bestickt, oder als dunkles Hemd mit weißen Ornamenten.

Das hat, wie es der Eichenauer Partnerschaftsreferent Claus Guttenthaler deutlich machte, mit "Stolz und Tradition" der Ukrainer zu tun, die sich eben unter anderem in der Tracht ausdrücken. Und da Guttenthaler selbst schon mehrmals in der Tracht der Eichenauer Maibaumfreunde in der Ukraine aufgetreten ist, weiß er das vielleicht besser als andere. Als Guttenthaler vor wenigen Wochen in Wischgorod witzelte, er würde eine Wischewanka auch zur Lederhose tragen, war das für den Wischgoroder Bürgermeister Anlass, ein Hemd für Gospodin Claus sowie für Bürgermeister Peter Münster als persönliches Gastgeschenk mitzubringen. Münster zögerte nicht, es nach dem Festakt gleich anzuziehen. Gut möglich, dass es nach dem anstrengenden Tag erst mal durchgewaschen wird, bevor es vielleicht zu Kugelschreiber und Wodka gelegt wird, neben den kleinen Krankenwagen. Der hat eine eigene Geschichte ...

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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