Mitten in Eichenau:Vorfreude auf die Freischwinger

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Lustig geht es im Gemeinderat beim Probesitzen der neuen Stühle für den Sitzungssaal zu. So wird darüber gewitzelt, ob die sogeannnten Freischwinger aus dem Raum einen Swingerclub machen würden.

Von erich c. setzwein

Während es in früheren Zeiten noch möglich war, sich als Landesfürst oder Stadtherr zu bereichern, so ist dies schon längst kaum mehr möglich. Bürgermeister von heute bekommen Tarif, die Gemeinderäte eine Aufwandsentschädigung. Wer nebenbei etwas in der Politik verdienen will, muss in der Staatskanzlei putzen gehen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich in Rathäusern meist das älteste Mobiliar befindet, sich viel mehr Menschen ein Büro teilen müssen als Hühner einen Eierlegeplatz und dass mit der Erneuerung von Tischen und Stühlen in öffentlichen Gebäuden immer erst dann begonnen wird, wenn selbst mit Holzleim und Spaxschrauben nichts mehr zusammenzuhalten ist. In Gröbenzell haben sie nun nach Jahren der Entbehrungen den Umzug in ein solides Provisorium im Gewerbegebiet abgeschlossen, um an Stelle des alten Rathauses ein modernes Verwaltungsgebäude hinzustellen. Und auch in Eichenau haben sich die Gemeinderäte nach über einem Jahrzehnt Planung zur Renovierung entschlossen. Zumindest der Sitzungssaal soll für 180 000 Euro modernisiert werden, der Mief der Sechziger verschwinden. Von wegen Bereicherung: Um nur keinen Quadratzentimeter wertvollen Raums zu verschwenden, werden die alle drei Wochen tagenden Gemeinderäte ihren Saal auch für Trauungen zur Verfügung stellen, und selbst Rathausmitarbeiter bekommen bei Bedarf Platz für Seminare oder Gesprächsrunden. Das wichtigste Ausstattungsstück wird der für Konferenzen und Publikum passende Stuhl sein.

Deshalb war in der jüngsten Gemeinderatssitzung auch die Bemusterung der in Frage kommenden Sitzmöbel angesetzt. Bei dieser Stuhlprobe wurde entsprechend gewitzelt und gefeixt: über das zulässige Gesamtgewicht am Beispiel eines Pressevertreters, über die Rückenfreundlichkeit für schiefe Wirbelsäulen und natürlich den Preis. Auf die Bemerkung, dass die neuen Freischwinger aus dem Sitzungssaal einen Swingerclub machen würden, feixte SPD-Gemeinderat Martin Eberl, dafür sei eindeutig der Verkehrsreferent zuständig.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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