Mitten in Eichenau:Stammtisch mit Gummibären

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Beim Wahlkampfauftritt von FDP-Landtagskandidat Helmut Markwort kommt nur das Essen zu kurz

Kolumne von Erich C. Setzwein

Wahlkampf wäre eine trockene Sache, wenn die Veranstaltungen nicht in Gaststätten stattfänden. Im Wirtshaus bietet sich den Bewerbern stets die Gelegenheit, nicht nur die eigenen Anhänger zu erreichen, sondern auch den Stammtisch, der ohnehin immer anderer Meinung ist. Die derzeit beliebte Veranstaltungsform bei den Wahlkämpfern in den beiden Stimmkreisen von Fürstenfeldbruck ist die Talkrunde. Benjamin Miskowitsch, zum Beispiel, tourt mit einer chilligen Gartensesselgruppe, einem Kühlanhänger mit Getränken und ausgewählten CSU-Promis durch seinen Stimmkreis. Die SPD liebt Podien, auf denen sie, ebenfalls mit bekannten Sozialdemokraten, gerne und ausgiebig diskutiert, und die Grünen, sie haben Glück, sie haben Martin Runge. Der braucht meist nicht mal ein Mikro, mit seiner Präsenz und Eloquenz füllt er jeden Saal.

Bei der FDP könnte man sagen: "Nur echt mit dem Stammtisch." Denn seit Helmut Markwort, erst Gründer des Magazins Focus und später im Bayerischen Fernsehen Gastgeber des Politstammtischs am Sonntag, als Kandidat für den Landkreis München-Süd in den bayerischen Landtagswahlkampf eingegriffen hat, kopiert er das Fernsehformat für seine Auftritte. So auch am Montagabend in Eichenau, wohin der Journalist sein "Faktomobil", wie er seinen gelben Transporter nennt, steuerte. "Fakten in den Landtag" verspricht der 81-Jährige und ein "frisches Bayern". Frisch wurde es im Wirtsgarten des Bürgerzentrums an diesem Sommerabend zwar nicht, weil sich die Temperaturen nicht den Umfrageergebnissen der Liberalen in Bayern anpassten. Dafür wurden kühle Getränke aus dem Lokal ins Freie gebracht - nur kein Essen. Die einzige wahlkampftaugliche Gaststätte, übrigens im Gemeindebesitz, hat nämlich Montag Ruhetag.

Doch Liberale wissen sich zu helfen, wenn die Küche kalt bleibt, und so fuhr die Frau von FDP-Bürgermeister Peter Münster noch schnell alle Bäcker im Ort ab, um wenigstens ein paar Laugenstangerl und Kürbiskernsemmeln als Knabberzeug für die folgenden zweieinhalb Stunden mit Helmut Markwort auf die Tische zu bringen. Dort hatte das Wahlkampfteam bereits hübsch mit Parteifähnchen, Kugelschreibern und Wahlprogrammen dekoriert. Alles aktuell, nur die bunten Zehn-Gramm-Tüten mit den liberalen Gummibärchen waren vor zehn Tagen abgelaufen.

© SZ vom 08.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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