Mitten in Eichenau:Neuland im Norden

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Eichenauer Kommunalpolitiker sprechen über Emmeringer Gebiet so, als gehöre es zu Eichenau. Ein Konflikt droht

Von Erich C. setzwein

Dereinst werden Archäologen unter den Siedlungsresten von Neu-Eichenau Spuren eines Schlachtfeldes finden. Sie werden nachforschen in den Archiven und auf ultradünnen Dokumenten, die die Menschen jener Zeit Zeitung nannten, über den Ursprung dieser grausamen Getümmel lesen und schließlich den Beginn der bis dahin unerklärlichen Entwicklung grob auf Oktober 2016 datieren. Es werden drei Buchstaben als Auslöser der brachialen Landnahme zwischen dem kleinen Eichenau und dem noch kleineren Emmering identifiziert: RES.

Zeitsprung: Gemeinderat Eichenau, Dienstag, 20.02 Uhr. Planer Andreas Garkisch stellt die Struktur- und Potenzialanalyse für den Landkreis vor, die Genese eines Planes, dessen Ziele weit in die Zukunft, mindestens aber bis 2040 reichen. Und für Eichenau die "Räumliche Entwicklungsstrategie", abgekürzt RES. Was Garkisch den durchaus skeptischen, aber interessierten Gremiumsmitgliedern nahebringt, scheint nur äußerlich eine durchaus verträgliche Perspektive zu sein. Die Besiedelung des nördlichen Territoriums, die Flächen auf Emmeringer Flur. Doch die gehören Eichenau gar nicht.

Vom inzwischen zum Bürgermeister gewählten Liberalen Peter Münster im Wahlkampf propagierten Landtausch mit der Nachbargemeinde ist nicht mehr die Rede. Was zu sehen ist auf dem Kartenausschnitt des Eichenauer Neulands, sind gepunktete rote Frontlinien entlang der Bahn, aber schon im Norden davon, wo die Emmeringer herrschen, und zu erkennen sind gut die angenommenen grünen Abwehrschanzen.

Es ist von "urbaner Dichte" die Rede, was erschreckend wirkt, es geht in Garkischs Vortrag darum, "Räume zu sichern" und "das Papier mit Leben zu erfüllen". Das ähnelt schon stark dem Militärsprech. Hinzu kommt, dass der letzte Versuch der SPD, friedliche Gespräche mit der Nachbargemeinde aufzunehmen, zuvor gnadenlos abgeschmettert wurde. Auf die expansionswilligen Freien Wähler wirkt das Ganze natürlich wie ein Aphrodisiakum. Schon zur nächsten Sitzung soll möglicherweise ein Angriffsplan vorgelegt werden. Dem als Bürgermeisterkandidaten unterlegenen Claus Guttenthaler blieb es vorbehalten, den Antrag schon mal anzukündigen. Für die Emmeringer wird es nun höchste Zeit, sich zu wappnen.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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