Mitten in Eichenau:Das Monster in der Mitte

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Wo ein Gemeinderat moderat verdichten will und ein Investor ein 54 auf 16 Meter großes Gebäude plant, da prallen Welten aufeinander

Kolumne von Erich C. Setzwein

Nicht wenige Gemeinden im Münchner Umland legen laut einem gerade erschienenen Marktbericht des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) großen Wert darauf, ihren Gartencharakter zu erhalten. So wie Eichenau. Frisches Bauland gibt es dort momentan sowieso nicht, also werde, so der IVD, "tendenziell nur eine moderate Nachverdichtung zugelassen". Wenn das, was am Dienstag im Gemeinderat Eichenau als Entwurf für zwei Grundstücke an der Hauptstraße vorgestellt wurde, moderat zu nennen ist, müssten sich die Eichenauer nicht fürchten. 54 Meter lang und 16 Meter hoch sind die Maße eines Wohn- und Geschäftshauses, die ein Münchner Planungsbüro für einen Investor herausholen will. Dass sich da dem Altbürgermeister Sebastian Niedermeier die Nackenhaare sträuben und er in Rage gerät, hätten Architekt und Investor ahnen müssen. So etwas, bitteschön, setzt man doch Alt-Eichenauern nicht vor. Dass der Entwurf so abgelehnt wurde, war nach der Diskussion klar. Dennoch darf der Investor hoffen, weil der Gemeinderat der Verwaltung aufgab, noch mal über den Plan zu reden.

Nach der gut einstündigen Präsentation und Debatte über diesen Tagesordnungspunkt zeigt sich exemplarisch, in welchem Dilemma die Gemeinde steckt. Der Druck der Immobilienbranche auf das Umland ist immer noch stark, und um diesem Druck standzuhalten und gleichzeitig vernünftig und zukunftsorientiert zu handeln, will sich Eichenau eine Entwicklungsleitlinie geben. In der dafür gegründeten Kommission wird parteiübergreifen und zielgerichtet gearbeitet. Aber noch bevor der angestrebte Masterplan ausdiskutiert ist, grätschen Investoren wie der an der Hauptstraße dazwischen und zwingen das Gremium, sich früher als gedacht damit auseinanderzusetzen. Die Eichenauer lernen zum wiederholten Male, dass gute Ideen zu haben, zwar schön ist, aber der Markt bestimmt die Geschwindigkeit.

Der Entwurf, für die einen eindrucksvoller Entwurf, für die anderen aber ein Monster in der Ortsmitte, war ein Vorgeschmack auf das, was sich Planer in einer Gartenstadt wie Eichenau vorstellen können. Die Gemeinde hat sich bereits zum Ziel gesetzt, an der Hauptstraße zu verdichten und Wohnungen für ältere Eichenauer zu schaffen, sie sozusagen ins Zentrum zu holen. Damit, so die Idee, könnten Häuser mit Garten für junge Familien frei werden. Der Gemeinderat hat also schon zehn, vielleicht zwanzig Jahre in die Zukunft gedacht. Jetzt muss er sich überlegen, wie dicht, wie lang und wie hoch die Umsetzung dieser Ideen ausfallen darf.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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