Mitten in Egenhofen:Wahlkampf mit der Zeitmaschine

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Katrin Stafflers alte, neue Optik dank Photoshop

Von Stefan Salger

Photoshop ist die Zeitmaschine 2.0. Mit dem Profi-Computerprogramm kann man kleinste Fältchen oder Hautunreinheiten einfach wegstempeln, den Kontrast strahlender Augen anheben, nachträglich einen gezielten Spot setzen, jemanden größer oder schlanker machen und am Schluss noch einen leichten Weichzeichner übers Antlitz legen. Perfekt und in der Regel besser, als man das mit Schminke, Haarfärbemittel oder Lippenstift erreichen könnte. Hochzeitsfotografen schwören auf eine solche nachträgliche Retusche. Allerdings treten bei Bundestagswahlen in der Regel weder Bräute noch Bräutigame, sondern Politikerinnen und Politiker an. Und dann ist die digitale Retusche bisweilen eine Gratwanderung und wirft die Frage auf, ob das noch legitim ist oder schon ein bisschen zu viel Wünsch-dir-was.

Die CSU-Bundestagskandidatin Katrin Staffler, 39, steht jüngst bei einer Diskussionsrunde in der Furthmühle vor ihrem Wahlplakat mit dem Slogan "Für unsere Heimat Zukunft gestalten". Auf dem Bild schenkt sie dem Betrachter ihr strahlendstes Blend-a-med-Lächeln. Dabei freilich wird deutlich, dass die Macher der Wahlkampagne erstens zu einem anscheinend recht jugendlichen Foto gegriffen und daran auch noch einiges "gestaltet" haben. Katrin Staffler sieht darauf aus, als hätte sie gerade das Abi am Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau bestanden, aber noch gar nicht das wahlfähige Alter von 18 Jahren erreicht. Seit ihrem Wahlkampf 2017 unter dem Motto "Mit Herz und klaren Werten" scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Vielleicht ist alles aber auch ein großes Missverständnis. Vielleicht hat Andi Scheuer der gutgläubigen Türkenfelderin ja nur den autonom fahrenden Prototypen einer Zeitmaschine angedreht - weil er selbst damit nicht zurück in die Zukunft jenseits der Bundestagswahl reisen will. Denn Stafflers jugendlich-dynamischer Parteifreund ist als Verkehrsminister ein Auslaufmodell. Selbst Photoshop kommt irgendwann an seine Grenzen.

© SZ vom 23.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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