Mitten in der Redaktion:Von Muskeln und Orangen

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Beraterin Karin Ertl (weißes T-Shirt) bringt Bewegung in die Brucker SZ-Redaktion. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Wie Redakteure der Brucker SZ lernen, ihre Faszien zu entspannen

Kolumne von Florian J. Haamann

Manchmal, da muss auch eine Zeitungsredaktion mal wieder so richtig in Schwung gebracht werden. Oder besser gesagt, die vom vielen In-die-Tasten-Hauen zäh und unflexibel gewordenen Muskeln mal wieder ein bisschen lockern. Schreibtischarbeitern klar machen, wie wichtig zumindest etwas tägliches Training für sie ist, das ist der Job von Karin Ertl, Beraterin für betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Barmer. Nun hat sie die Brucker Redaktion der Süddeutschen Zeitung besucht, um genau das zu tun. "Schön, dass ihr so spontan Lust habt, etwas für eure Gesundheit zu tun", begrüßt sie die Anwesenden und lässt so gar nicht erst die Chance aufkommen, das ihr hier jemand in ein Motivationsloch fällt oder ein wichtiges Telefonat als Ausrede vorschiebt, jetzt leider nicht mitmachen zu können. Und so wird der große Konferenztisch, an dem sonst täglich über Themen, Ideen, Ausgaben diskutiert wird, plötzlich quasi zum Indoor-Sportplatz. Für jeden Teilnehmer hat Ertl eine kleine Faszienrolle mitgebracht. "Eure Muskeln sind wie eine Orange", erklärt sie den Anwesenden, von denen sicher der ein oder andere diese Metapher gleich abspeichert - man weiß ja nie, wann man mal etwas über Muskeln schreibt und ein schönes Sprachbild benötigt.

Wie eine Orange also. Und die Faszien, die sind die weiße Haut zwischen dem Fruchtfleisch. Und wenn es den Faszien nicht gut geht, dann ist der ganze Muskel mürrisch. Zipperlein, Verspannungen, Schmerzen sind die Folgen. Besonders fies: Faszien werden nur durch bestimmte Bewegungen aktiviert, da hilft nicht einmal Joggen. Glücklicherweise kennt Ertl kleine, auch für unsportliche Journalisten meisterbare Übungen. "Es darf ruhig alles richtig zittern", motiviert sie nun also die Redakteure, die gerade ihre Faszienrollen fest zwischen den Händen zusammendrücken. Und tatsächlich, die angespannten Körper rund um den Tisch beginnen ordentlich zu zucken. So geht Ertl mit ihren Probanden Muskelgruppe für Muskelgruppe durch. Zum Abschluss kommt der pädagogische Part: "Stellt euch die Rolle an euren Arbeitsplatz, und wenn ihr eine Verspannung fühlt, greift zu. Und stellt euch am besten immer eine Flasche Wasser daneben. Was man sieht, kann man nicht verdrängen", sagt sie aus all ihrer Erfahrung mit diesen bewegungsfaulen Büromenschen. Ihre Gegenüber nicken und geloben Besserung. Und tatsächlich lässt sich beim nachmittäglichen Gang durch die Redaktionsräume auf dem ein oder anderen Schreibtisch die Rolle als neues Accessoire entdecken.

© SZ vom 28.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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