Was waren das noch für überschaubare Zeiten. Als man noch nicht multitaskingfähig und multimedial aufgestellt sein musste. Altgediente Journalisten wissen ein Lied davon zu singen. Früher hackte der eine etwas in die Schreibmaschine. Texterfasser tippten das ab. Andere malten das Layout der Zeitungsseiten auf Papierblätter oder lasen Korrektur. Die ausgedruckten Textfahnen wurden andernorts von Setzern unter dicke Überschriften geklebt - ergänzt um die klischierten Schwarz-Weiß-Abzüge, die Fotografen in die Redaktionen gebracht hatten. Am nächsten Tag lag dann ein Gesamtkunstwerk im Briefkasten. Blieben die Augen des Redakteurs an vielen Füllanzeigen hängen, wusste er, dass er sich bei der Berechnung der Zeilenlänge vertan hatte.
Und heute? Geht alles schnellschnell und ernüchternd präzise. Allrounder schreiben, fotografieren oft gleich noch selbst, basteln die komplette Zeitungsseite am Bildschirm (ganz ohne wunderbare Füllanzeigen wie jene vom Tierpark Hellabrunn) und kümmern sich am besten auch noch um Online-Variante und Leserdialog. Na bitte, gefragt sind Schreibende Fotograf-Layouter-Setzer-Drucker-Seelenmasseure. Alles aus einer Hand.
Die Welt dreht sich schneller, die Gesellschaft wird atemloser, Nachrichten schnurren auf Twitterformat zusammen, um gemeinsam mit dem Coffee-to-go konsumiert werden zu können. Alles passiert gleichzeitig. Mit einem monothematischen Kartoffelfest lässt sich niemand vor die Haustür locken. Mit einem Apfelfest auch nicht. Mit einem schnöden Honigfest erst recht nicht. Der Bund Naturschutz Bruck und Emmering schnürt in diesem Bewusstsein ein Paket: Am Samstag steigt auf der Streuobstwiese am Ostanger in Emmering also das Apfel-Honig-Kartoffel-Fest. Na bitte! Ähnliches Bild in Gröbenzell. Tango? Schön und gut! Integration? Löblich! Fingerfood? Lecker! Alsdann: Am Sonntag wird im dortigen Freizeitzentrum ein Fingerfood-Inklusions-Tango-Fest veranstaltet. Für Samtpfoten interessant: die Benefizkatzenkriminacht am 23. Oktober in der Olchinger Kulturwerkstatt. Eine bewährte Gattung hat sich aus der guten alten Zeit also offenbar in die Moderne gerettet: die eierlegende Wollmilchsau.