Mitten in Biburg:Experte gesucht

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Phänomen oder Unfug im Getreidefeld? Jetzt brauchen die Bauern einen Kornkreis-Experten

Von Erich C. Setzwein

Was hat es diese Woche gearbeitet in den Köpfen der Bauern. Warum haben die Außerirdischen nicht meinen Dinkelacker gewählt? Wieso mussten sie ausgerechnet in Biburger Weizen landen und nicht in Malching oder Mammendorf? Fragen wie diese haben die Bauern gemartert, doch auch bis zum Ende dieser Woche wurden keine befriedigenden Antworten gefunden. Nun werden geerdete Landwirte eher nicht den esoterischen Deutungsversuchen erliegen, sondern sich möglicherweise an ihre Berufsvertretung wenden. Und vielleicht arbeitet der Bayerische Bauernverband bereits wirklich an einer Lösung des Problems, das eh nur einmal im Jahr irgendeinen Bauern trifft: ein Kornkreis in seinem Feld kurz vor der Ernte. Gut möglich, dass der BBV Anfang kommender Woche schon die neue Stelle des Kornkreisberaters ausschreibt. So wie es Experten für die Generationenfolge oder den Pflanzenschutz gibt, so könnte der Kornkreisberater manchem Landwirt zu einer weiteren Einkommensmöglichkeit verhelfen. Eine Woche publizistische Aufmerksamkeit inklusive.

Freilich werden in der Stellenausschreibung Qualifikationen beschrieben, die in dieser Zusammensetzung wohl nur ganz wenige vorweisen können. Denn allein ein Mandala auf einen Zettel kritzeln zu können als Vorlage für den Kornkreis 2016 in, sagen wir mal Stefansberg, das wird allein nicht ausreichen. Neben der Kenntnis mesopotamischer Götter-Geschichte, keltischer Überlieferungen und Schamanismus muss der Bewerber über ein breites Netzwerk verfügen. Dazu dürften Kontakte zu Tourismusbüros, Zimmervermittlungen und Busunternehmen gehören, um die vielen anreisenden Kornkreis-Jünger auch hin- sowie unterzubringen, sowie eine breite Auswahl wichtiger Medienvertreter, Blogger und natürlich Youtuber.

Voraussetzung für einen kommerziell erfolgreichen Kornkreis wird ein Businessplan sein. Wie viel der Bauernverband sich letztlich für eine Kornkreisberatung bezahlen lässt, wird davon abhängen, wie groß und kompliziert die Anlage werden soll, ob zum erforderlichen Personal (Trampler, Tickets, Toilettenservice) noch Merchandising (Fotos, Drohnenvideos, Außerirdischen-Abdrücke) gewünscht wird. Um Kosten zu senken, könnte der Landwirt die Führungen selbst übernehmen und abkassieren sowie zum Schluss noch mit BBV-Logo bedruckte Kornkreis-Ansichtskarten verteilen. Eine außerirdische Idee.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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