Mitten in Alling:Wörtlich kopiert

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Was der Allinger Hans Friedl und seine Fraktionskollegin Kerstin Redler gemeinsam haben: Sie geben identische Statements ab

Kolumne von Florian J. Haamann

Es gibt Politiker, gerade im Kommunalen, von denen hört man das erste Mal, wenn sie aus ihrem Amt ausscheiden. Und dann wiederum gibt es Abgeordnete, die äußern sich zu jedem Thema. In Sitzungen, auf ihrer Homepage und besonders gerne in Pressemitteilungen. Einer, der zweifellos in zweitere Kategorie fällt, ist Hans Friedl, Landtagsabgeordneter und Gemeinderat in Alling für die Freien Wähler. Von den großen bis zu den kleinen Themen ist bei ihm alles dabei, quasi wöchentlich teilt er seinen Standpunkt zu aktuellen Entwicklungen mit. Er freut sich "über [DIE]kräftige Finanzspritze für Unternehmen der Region", über das bayerische Transparenzgesetz und Lobbyregister sagt er "die Zeit der Hinterzimmer ist in Bayern endgültig vorbei" und mit "man darf dabei nicht das Augenmaß des Gesamtaufwandes außer Achtlassen" kommentiert er eine Stellungnahme der EU zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Das Bild, das da gezeichnet werden soll, ist deutlich erkennbar: Der Friedl, das ist einer der genau hinschaut und auch im Großen stets das Wohl der kleinen Leute in seinem Landkreis im Blick hat.

Wie nur, fragt man sich manchmal, kann ein einzelner Abgeordneter sich so gut mit so vielen Themen auskennen. Einen ernüchternden Hinweis gibt die jüngste Stellungnahme Friedls. Diesmal meldet er sich zum Treffen des bayerischen Kunstministers Bernd Sibler (CSU) zu Wort. In einem - wörtlichen - Zitat erklärt er auf etwa 1000 Zeichen, dass er die Kritik der Kulturschaffenden an den Coronaauflagen für berechtigt hält und deshalb begrüßt, dass der Minister Lockerungen in Aussicht stellt. Worum genau es geht, das steht in Friedls Zitat nicht. Also kurz googeln: "Sibler Treffen Kulturschaffende". Gleich auf Platz drei landet ein Link zur Homepage der Freien Wähler. Ein Klick und man findet das wörtliche Statement von Kerstin Radler, der stellvertretenden Vorsitzenden der Landtagsfraktion. Komisch, klingt ja genau wie der Friedl, denkt man sich nach dem ersten Lesen. Also kurz beide Texte nebeneinander legen. Und tatsächlich, es klingt nicht nur gleich, sondern ist aufs Wort identisch. Freilich, möglich ist es schon, dass beide, Friedl und Radler, tatsächlich wortgenau das Gleiche gesagt haben. Aber ist es auch wahrscheinlich? Doch eher nicht.

© SZ vom 17.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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