Mitten in Alling:Mauern ziehen Zuzügler an

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Drahtschotterkörbe werden in Alling immer beliebter. Als Grundstücksbegrenzung sind die Gabionen ein Sichtschutz - nach drinnen wie nach draußen.

Von Andreas Ostermeier

Alling mauert sich ein. Wo vor noch nicht allzu langer Zeit Pferdekoppeln zu sehen gewesen sind, stehen nun Häuser, oder es werden dort welche gebaut. Doch der Trend zu Wänden und Steinen geht noch weiter. Rechts und links der Gilchinger Straße wachsen Gabionen in die Höhe. Das sind jene meist mit Steinen gefüllten und aus Metall bestehenden Körbe, die immer häufiger als Grundstücksbegrenzungen oder zur Gestaltung von Gärten aufgestellt werden. Die Technik stammt aus dem militärischen Bereich. Schon die Römer errichteten auf diese Weise in kurzer Zeit Mauern und Wälle. Später setzte man Gabionen im Straßenbau ein, beispielsweise um Hänge abzustützen. Solche Anwendungen sind in Alling zwar nicht nötig, dennoch werden die Gabionen mehr.

Ihr Vorteil ist: Sie bieten einen guten Lärmschutz. Wer den dauernden Geräuschpegel von der Hauptstraße nicht mehr erdulden möchte, der zieht sich nun hinter eine Mauer aus Steinen zurück. Aber auch vor neugierigen Blicken schützen die sogenannten Drahtschotterkörbe - und solche Blicke werden mit einer zunehmenden Einwohnerzahl wohl auch mehr. Mancher Erbauer einer steinernen Wand mag sich möglicherweise gar nicht vor eindringenden Blicken schützen wollen, sondern baut eine Wand, um nicht mehr zusehen zu müssen, was gerade aus seinem Wohnort wird. Die Gabionen bieten seinen Blicken in diesem Fall ein Ziel - möglicherweise ein schönes, beispielsweise wenn die Steinmauern bepflanzt werden.

Egal, aus welchen Gründen, die Drahtgeflechte errichtet werden, sie werden den Zuzug nach Alling anwachsen lassen. Denn die Gabionen eignen sich ideal als Lebensraum für Spinnen, Insekten, Eidechsen oder kleine Vögel. Solche und viele andere Tiere lieben die Wärme, die die einzelnen Steine in der Mauer speichern, und das Nahrungsangebot, das in den Zwischenräumen zu finden ist. Die Nischen und Spalten zwischen den Steinen bieten sich zudem als Unterschlupf an. Auch bilden sich Hohlräume, die gut sind fürs Brutgeschäft. Erde in den Ritzen einer Gabionenwand lässt zudem Pflanzen wachsen. Der Zuzug nach Alling geht also weiter. Wegen der Gabionenbewohner muss sich aber niemand einmauern, denn von denen ist wenig zu sehen - und kaum etwas zu hören.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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