Mitten in Alling:Einbahnstraße für ein paar Tage

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Eine neue Verkehrsregelung entpuppt sich als Schildbürgerstreich

Von manfred Amann

Am Rande von Alling, in der Greppenstraße, wohnen mehrere hundert Menschen. Schon immer werden dort Autos am Straßenrand abgestellt. Auch wenn es gefühlt immer mehr werden, kaum jemand von den Anliegern wäre jemals auf die Idee gekommen, eine Einbahnregelung zu fordern. Sicher gibt es gelegentlich Schwierigkeiten beim Begegnungsverkehr oder wenn der Postbote seinen Transporter halb auf dem Bürgersteig abstellt. Dies wird aber geduldig hingenommen. Nun soll auf einer Seite der Straße mehr Baurecht geschaffen werden. Und weil dadurch mehr Verkehr angezogen werden könnte, sollte ein Verkehrskonzept für die ganze Siedlung entwickelt werden.

Da kam einem Ortspolitiker die Idee, mittels Einbahnverkehr die angeblich grenzwertige Verkehrslage in der Greppenstraße zu entschärfen. Und weil offensichtlich die Polizei nichts dagegen hatte, nickten die Gemeinderäte eine sofortige Umsetzung auch ab. Keinem Gemeinderat fiel auf, dass damit viele Anlieger um die ganze Siedlung herumfahren müssen, um ihr Ziel zu erreichen; dass in der Kapellenstraße deutlich mehr Autos fahren werden; und dass etliche Anwohner erst umdrehen müssen, damit sie ihr Auto abstellen können. Und schon gar keiner dachte daran, dass man vor der Entscheidung die Betroffenen fragen könnte. Doch die Sache hat sich dann so schnell erledigt, wie sie gekommen war.

Die Schilder waren nach wenigen Tagen wieder weg. "Erledigt" sei die Angelegenheit, sagte Bürgermeister Frederik Röder, ohne ein Wort darüber zu verlieren, warum die Anordnung von heute auf morgen wieder zurückgenommen wurde. Und dies, obwohl einige Anwohner extra deswegen in die Sitzung gekommen waren. Kein Wort darüber, dass schon am Tag, als die Schilder angebracht wurden, heftige Facebook-Attacken tobten und sich in der Siedlung Protestgruppen bildeten. Und kein Wort, dass sich Anwohner im Rathaus beschwerten. Man kann darüber rätseln, warum Röder dazu nichts sagte und keiner nach den Gründen fragte. Vielleicht, weil man nicht zugeben wollte, dass man mit der Versuch-und-Irrtum-Politik gescheitert ist?

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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