Mitten im Wahlkampf:Als die Bilder laufen lernten

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Die Kandidaten haben für ihre Werbefilmchen die Natur entdeckt

Kolumne von Heike A. Batzer

Der Mensch macht besonders gerne, was ihm irgendwie leicht fällt. Für die meisten ist deshalb das Filmegucken angenehmer als das Bücherund Plakatelesen. Diese Neigung haben längst auch die Wahlkampfstrategen erkannt und ihre Wahlkämpfer zum Verbreiten von Bewegtbildern motiviert. Die Möglichkeiten im Jahr 2018 sind bekanntlich vielfältig, und seit es Social Media gibt, verfügt ohnehin jeder über seinen eigenen Informations- und Selbstdarstellungskanal.

Und so steht Benjamin Miskowitsch, der Landtagskandidat der CSU, der der Partei den Stimmkreis-Erbhof von Reinhold Bocklet sichern soll, in seinem persönlichen Wahlaufruf inmitten grüner Felder am Rande Mammendorfs und spricht im Trachtensakko über "die Heimat im Herzen und die Menschen im Blick", was für ihn gleichermaßen Wahlslogan und Lebensmotto ist. Aufnahmen in der Natur machen sich beim Buhlen um Volkes Stimme besonders gut, und dass einer wie Martin Runge von den Grünen sich im Grünen zeigt, versteht sich ja wohl von selbst. Drei Videos hat er bereits gepostet: Martin Runge geht durch den Wald, Martin Runge sitzt Zeitung lesend (darüber freuen wir uns!) in der S-Bahn, Martin Runge radelt.

Der schnelle Kameraschwenk über Wiesen und Felder darf auch bei Hans Friedl nicht fehlen. Der Werbefilm zeigt den Kandidaten der Freien Wähler bei Pferden, bei Sonnenblumen, am E-Auto und am Computer. "Typisch bayerisch und trotzdem modern", darf er dazu über sich selbst sagen. Im Hintergrund sind bayerische Blasmusikklänge zu hören, und wir leiten daraus ab, dass die Freien Wähler wohl irgendeine Art Super-Bayern sind, wie sie die CSUler vielleicht mal waren. Von SPD-Mann Peter Falk hingegen gibt es keine Botschaft in bewegten Bildern. Vielleicht liegt's ja daran, dass es der SPD gerade nicht so gut geht. Oder dass Falk seinen prominentesten Unterstützer erst am allerletzten Wahlkampfabend empfangen kann, wenn Sigmar Gabriel kommt. Dabei hat doch ausgerechnet Peter Falk das Motto "Rot bewegt".

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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