Mitten im Landkreis:Sterbenskranker Osterhase

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Die Absage einer Veranstaltung auf dem Jexhof belegt, dass Meister Langohr vom Aussterben bedroht ist

Kolumne von Stefan Salger

Der Osterhase gehört - zumindest im Landkreis Fürstenfeldbruck! - ebenso auf die rote Liste der bedrohten Tierarten wie der gemeine Feldhase. Schlägt man im Standardwerk des World Wide Fund For Nature (WWF) nach, dann stößt man auf dezimierte Tiger, Pandabären, Eisbären, Elefanten. Und mit Schrecken las man vor ein paar Tagen, dass in Kenia "Sudan", das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn, im Alter von 45 Jahren sanft entschlummert ist. Es war rund um die Uhr von Rangern bewacht worden, weil es Wilderer aufs Horn dieser Tiere abgesehen haben.

Wer aber beschützt den Osterhasen? Von Rangern ist weit und breit nichts zu sehen. Und sein naher Bekannter, der Feldhase, hat allen Grund, die Füße in die Hände zu nehmen, wenn sich Grünröcke mit Langwaffen hinterm nächsten Busch ducken. Zu allem Überfluss werden weder Osterhase noch Feldhase 45 Jahre alt. Die aus formbaren Werkstoffen wie Schokolade bestehenden Nachbildungen des einen erleben in der Regel nicht mal ihren ersten Geburtstag - gierige junge Menschen verschlingen sie roh, mit Haut und Haar. Und das maximale Lebensalter des anderen beziffern die Schlaumeier von Wikipedia auf "12,5" Jahre. Graue Theorie, wie die ausgestopften Exemplare in irgendwelchen Jagdvereinsheimen oder Naturkundemuseen beweisen. Von 12,5 Jahren konnten die einst nur träumen, und auch das ist ihnen mittlerweile vergangen. Auf den kahlen Feldern im Landkreis hoppelt kaum noch etwas leibhaftig herum - und wenn, dann sind das kleinere Plagiate, die niemand ernsthaft zu Osterkaninchen befördern will.

Hasen beider Kategorien darben also, siechen dahin, ihr Bestand ist gefährdet, fast schon als todkrank einzustufen - rote Liste, arme Dinger! Da passt die Meldung auf der Homepage des Jexhofs bestens in das ins Wanken geratene Weltbild. Unter der geradezu verheißungsvollen Rubrik: "Aktuell - was ist los am Jexhof?", fanden wir jüngst die niederschmetternde Bestätigung: "Auf den Spuren des Osterhasen 28.3., 14 bis 17 Uhr - wegen Krankheit abgesagt." Na bitte, ein Fall für den WWF.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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