Mit und ohne Behinderung:Jeder nach seinen Fähigkeiten

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Den Kulturförderpreis hat der Gospelchor "Oh Happy Day" im Mai dieses Jahres zuerkannt bekommen. (Foto: Günther Reger)

Der Chor "Oh Happy Day" zeigt, wie Inklusion auf der Bühne und auch im Publikum funktionieren kann. In diesem Jahr beteiligen sich auch Asylbewerber

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Wie kulturelle Teilhabe auf allen Ebenen funktionieren kann, das wird der Inklusionschor "Oh Happy Day" auch in diesem Herbst wieder vorführen. Denn das Projekt der Caritas zeigt beispielhaft auf, was irgendwann selbstverständlich sein könnte: Menschen mit und ohne Behinderung singen gemeinsam auf der Bühne, während im Publikum jeder Mensch die Möglichkeit hat, den Auftritt optimal zu genießen. Denn es gibt eine Induktionsanlage für Hörgeschädigte, für komplett Nichthörende gibt es einen Gebärdendolmetscher. Und auch alle anderen Menschen, die Unterstützung benötigen, werden von der Caritas-Kontaktstelle und den Chormitgliedern betreut. Die Möglichkeit, all das umsetzen zu können, die Voraussetzung dafür, dass der Chor einen Veranstaltungsort bucht.

Für die kommende Saison hat sich das Ensemble, in dem sich 150 Sänger und Tänzer mit und ohne Behinderung engagieren, eine weitere Neuerung überlegt: Neben den bisherigen Mitgliedern werden dieses Mal auch einige Asylbewerber dabei sein. Aber sie können nicht nur mitmachen, auch die Musik aus ihren Herkunftsländern wird in das Projekt "We are the world 2016" eingearbeitet.

"Der Chor ist wirklich ein ganz wunderbares Projekt", schwärmt Thilo Wimmer, "da kommen sie viele Menschen zusammen, können Erfahrungen sammeln und sich gegenseitig unterstützen. Und man sieht auch, dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderung im kulturellen Bereichen funktionieren kann, dass sie zur Wertschöpfung beitragen können." Zudem könne man damit auch die Besucher für das Thema Inklusion sensibilisieren. "Es geht ganz stark um Emotionen, darum Bilder zu verändern. Die Menschen können sehen, dass man Menschen nicht immer nur betreuen muss, sondern dass sie auch etwas leisten können."

Sein erstes Konzert hat der Chor im November 2014 gegeben, auf der Bühne im Brucker Veranstaltungsforum. Dort, wo er auch im November wieder auftreten wird. Die Idee zu diesem Chor stammt von der Gospelsängerin und Gesangspädagogin Ulrike Buchs-Quante. Mit Projektleiter Thilo Wimmer hat sie dann schnell einen Partner gefunden, der von diesem Vorhaben genauso begeistert war wie sie. Als Chorleiterin kümmert sich Buchs-Quante um die Programmgestaltung und den Ablauf der vielen Workshops, in denen die Teilnehmer in den Monaten vor den Konzerten hart an ihren Auftritten arbeiten. Geübt werden müssen nicht nur der Gesang als Chor, sondern auch die Solostücke und Improvisationselemente, die die Auftritte von "Oh Happy Day" so lebendig machen. Jeder Teilnehmer bekommt den Raum, sich nach seinen Fähigkeiten so einzubringen, wie er es gerne möchte.

"Als gesunder Mensch Danke sagen und dieses Gefühl zu anderen Menschen tragen", das sei ihr Grundgedanke gewesen, erklärt Buchs-Quante. Und genau das ist es, was diesen Chor so sehenswert macht: Die pure Lebensfreude und die ansteckende Begeisterung, die jedes einzelne Mitglied auf der Bühne ausstrahlt und der sich kein Besucher einziehen kann. Ein besonderes Erlebnis.

Konzert mit dem Inklusionschor "Oh Happy Day", Sonntag, 20. November, von 12.30 Uhr an im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Weitere Termine: 11. Dezember, Sankt Benno München und 18. Dezember in der Stadthalle Erding.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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