Mein Tag:Volksmusik als Elixier

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Olchinger Heinz Hartl erzählt im Radio aus seinem Leben

Von Christian Hufnagel

Ein "kleines Abenteuer" werde dieser Vormittag in jedem Fall für ihn, räumt Heinz Hartl unumwunden ein. Das hat einerseits schlicht mit seiner Krankheit, dem sogenannten Churg-Strauss-Syndrom, zu tun, die es ihm auf Grund seiner Spastiken und der Abhängigkeit von einem Rollator nicht leicht macht, einen solchen Ausflug zu bewältigen. Zum anderen ist es für den 76-jährigen Olchinger schon ein wenig aufregend, was ihn da in München erwartet. Denn ein Vierteljahrhundert nach der krankheitsbedingten Aufgabe seines geliebten Hobby erfährt der ehemalige Volksmusiker gewissermaßen eine mediale Ehrung. Er ist Gast in der BR-Heimat-Sendung "Habe die Ehre!" und spricht dort mit Moderator Stefan Frühbeis über sein Leben, zwischen 10.05 und 12 Uhr. Auf den Musiker aufmerksam gemacht hat die Rundfunkleute ein Aushilfspfleger, dem er "viele, viele musikalische Erlebnisse" erzählte. Und so kam es zu der Einladung, die Hartl natürlich "sehr freut".

Die Zuhörer dürften in jedem Fall einer Menge Anekdoten und Geschichten lauschen können, die der Akkordeon- und Hackbrettspieler als Mitglied des legendären Toni-Goth-Ensembles unwillkürlich als Erinnerungen sammelte. 17 Jahre gehörte der Olchinger der bekannten Gruppe an, die die traditionelle bayerische Bauernmusik pflegte und Menschen über Europa hinaus mit alten Ländlern, Menuetten, Tafel-, Fest- und Tanzbodenstückerln bekannt machte. Konzerttourneen führten den Olchinger in den 1970er und 1980er Jahren durch Skandinavien über Griechenland und Türkei bis nach Ägypten, Syrien und den Libanon. "Dafür musste ich mir immer Urlaub nehmen", erzählt Hartl, schließlich ging er einem Brotberuf nach und der war als Großhandelskaufmann im Büro. Die Musik sei für ihn immer eine "wichtige Ergänzung" gewesen, die sich der Instrumentalist auch in anderen Ensembles erfüllte. Besonders gerne erinnert er sich an die Stammtischmusik im Bad Tölzer Wirtshaus "Zur Quelle", wo er regelmäßig mit anderen Musikern aufspielte - "ohne Noten und ganz spontan".

Dass seit 1992 auf Grund seiner Erkrankung "mit der Musik nix mehr geht", war ein schwerer Schlag für den pflegebedürftigen Mann. Auch, weil er später feststellen musste, dass "Musik mein Leben ist". Aber Mitleid will er deshalb nicht erzeugen. So lebendig, wie er über die Volksmusik erzählt, ist dieser Eindruck auch nicht zu gewinnen.

© SZ vom 01.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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