Mein Tag:Theologe mit doppelter Funktion

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Pfarrer Schurig wird Klinikseelsorger und Kirchenrat bei der Landeskirche

Von Gerhard Eisenkolb

Dem evangelischen Pfarrer Ingo Schurig sind zwei Dinge wichtig. Menschen in den Höhen und Tiefen ihres Lebens zu begleiten, offen zu sein, mit ihnen im Gespräch zu bleiben und Impulse zu geben. Das ist seine Basisarbeit, die der Seelsorger "Erdung" nennt. Andererseits sei er immer ein Mensch gewesen, der strukturell denke und übergreifend über den unmittelbaren Wirkungskreis hinaus tätig sein wollte, sagt der 48-Jährige. Von Sonntag an kann der Schöngeisinger beide Ebenen verbinden. Bei einem Gottesdienst in der Brucker Erlöserkirche wird er in zwei Ämter mit je einer halben Stelle eingeführt, die seine Basisarbeit mit einer Leitungsfunktion im Landeskirchenamt München verbindet. Seit September betreut er als Seelsorger die Brucker Kreisklinik und vier Pflegeheime. Der 48-Jährige kümmert sich dort um Patienten, Heimbewohner deren Angehörige und die Mitarbeiter. Zudem arbeitet er als Kirchenrat im Landeskirchenamt. Hier ist er etwa zuständig für die Hochschulseelsorge in Bayern, für "Kirche und Sport" sowie für wissenschaftliche und ethische Fragestellungen.

Angesichts des weiten Aufgabengebiets des Theologe könnte es anderen schwindlig werden. Nicht so Schurig, der zwischen allem, was er tut, Zusammenhänge herstellt. So beschreibt er seine Tätigkeit als Kirchenrat als gesellschaftsbezogenen Dienst. Bei Hochschule, Sport, Wissenschaft und Ethik gehe es um die Verbindung von Kirche und Gesellschaft, also um die Nahtstelle zur Welt. In der Welt sollten die Kirchen, so der dreifache Familienvater, ein "wichtiger Bestandteil" sein. Schurig ist Optimist und er lacht oft, wenn er spricht. Dazu passt, dass für ihn die neue Amtsbezeichnung Kirchenrat nur ein "Ehrentitel" ist, der aus dem Beamtenrecht kommt. In seiner bisherigen Funktion als Militärpfarrer an der Brucker Offizierschule führte der Seelsorger immer wieder "tolle Gespräche" mit Menschen, die eigentlich mit Kirche überhaupt nichts "am Hut haben". Diese Zeit mit einem Auslandseinsatz bei Soldaten im Kosovo hat ihn geprägt, auch wegen der Krisen, die er dort erlebte. Mit Krisensituationen von Tod und Sterben und ethischen Fragen wie beispielsweise der, wann ein Mensch tot ist, wird er weiter regelmäßig in der Klinik und in den Seniorenheimen konfrontiert werden. Für einen Gläubigen ist das immer wieder eine Herausforderung. Schurig wurde nämlich Pfarrer, weil er überzeugt ist, dass der Glaube nicht für sich stehe. Schurig lebt und versteht den Glauben als Bewegung. Ihm geht es darum, Fragen zu stellen und Dinge zu sagen, die im Leben wichtig sind. Und zwar sowohl an der Basis als auch in der dienenden Kirchenleitung. Beides ergänze sich und mache Spaß.

Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, 9. Oktober, um 18 Uhr in der Erlöserkirche

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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