Mein Tag:Späte Ehrung

Lesezeit: 2 min

Der Gernlindner Fredi Wagner in seinem Unimog. (Foto: Voxbrunner Carmen)

Nach 55 Jahren Einsatz im Fasching erhält Fredi Wagner einen Orden

Von Ingrid Hügenell

Seit 55 Jahren zieht Alfred "Fredi" Wagner, 69, mit seinem Schlepper oder einem Unimog Faschingswägen bei Umzügen. Heuer hat der Gernlindener Landwirt endlich zum allerersten Mal einen Faschingsorden bekommen. Allerdings nicht von der Freiwilligen Feuerwehr, für die er 38 Jahre lang auch im närrischen Einsatz war, nicht vom Burschenverein, obwohl der die Wägen auf Wagners Hof baute, und auch nicht vom Olchinger Faschingskomitee, bei dessen Umzug er am Faschingsdienstag hinterm Steuer sitzt. Sondern von den altehrwürdigen Damischen Rittern aus München.

Die fast hundert Jahre alte "gesellige Vereinigung" ist in Olching beim Faschingszug dabei, praktisch im Gegenzug dazu, dass die Olchinger am 16. Februar beim Zug der Damischen durch die Münchner Innenstadt mitfuhren. Und Fredi Wagner holt am Dienstag für sie den Ritter-Wagen ab. Der steht an der Allianzarena, wohin Wagner vormittags mit dem Unimog fährt, um die angekoppelte Burg dann mit 25 Stundenkilometern über die Bundesstraße nach Olching zu bringen. Die Autobahn darf er mit dem großen Wagen im Schlepptau natürlich nicht nehmen. Eine Dreiviertelstunde wird er wohl unterwegs sein. Bei der Vorbesprechung zum Transport habe er völlig überraschend den Orden überreicht bekommen - und sich entsprechend gefreut.

"Wenn ma scho immer fahrt, fallt ma nimmer auf" - so erklärt sich Wagner, warum erst die Damischen Ritter kommen mussten, damit er geehrt wurde. Aber auch ohne Orden ist er immer gerne dabei gewesen. "Beim ersten Mal, vor 55 Jahren, hab ich bei der Feuerwehr als einziger einen Schlepper gehabt", sagt er. Früher hätten die Züge sogar noch mehr Spaß gemacht. "Die Auflagen waren nicht so hoch." Heute dürfen die Narren nur während des Zugs im Wagen mitfahren, und nach der Betriebserlaubnis und dem TÜV habe auch niemand gefragt.

"Mit einem Kassettenrekorder auf dem Schlepper und Lautsprechern haben wir damals Musik gemacht", sagt Wagner. "Was heute alles gemacht wird, das ist Wahnsinn." Praktisch jeder habe einen "Riesengenerator" dabei, der auch ein ganzes Dorf versorgen könnte - für die Drucklufthupe, die Musikanlage und die Nebelmaschine. "Ein jeder versucht den anderen zu übertönen, und dann hört man gar nichts mehr. Das ist nicht gerade angenehm", sagt der Landwirt.

Nicht dabei zu sein, das ist für Fredi Wagner aber auch nichts. "Es macht schon Spaß", sagt er. Wenn er mal wegen der Gesundheit nicht dabei sein könne oder gar der Zug wegen schlechten Wetters ausfallen müsse, "dann juckt's einen scho, dass ma wieder mitfahrt". Das Verkleiden übrigens ist nicht so seins. "Manchmal hab' ich an Huad auf", sagt der Landwirt dazu nur trocken.

© SZ vom 25.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: