Mein Tag:Sorge um den Sohn

Lesezeit: 2 min

Monika Palinkasch kämpft gegen Atomkraft. (Foto: Günther Reger)

Monika Palinkasch schloss sich den Müttern gegen Atomkraft an

Von Gerhard Eisenkolb

Es kann sein, dass junge Mütter, die Verantwortung für kleine Kinder haben und sich deshalb nach einer Reaktorkatastrophe wie der in Tschernobyl einfach nur große Sorgen machen, besonders konsequent handeln. Monika Palinkasch aus Germering war im Frühjahr 1986 so eine Mutter. Vor dreißig Jahren war ihr Sohn am Tag des GAUs ein Jahr alt und hatte gelernt zu laufen. Die damals 30-jährige Krankenschwester berichtet, sie habe einfach nur Angst gehabt, eben so wie viele andere Eltern auch. Und die Germeringerin findet es immer noch erstaunenswert, was alles verstrahlt war und was man nicht essen sollte, und sagt: "Wenn man ein Kind hat, ist man sensibel für solche Sachen."

Palinkasch ließ deshalb zuerst ihren Sohn tagelang nicht aus dem Haus, um zu verhindern, dass er der radioaktiven Strahlung ausgesetzt war. So etwas war natürlich nicht lange durchzuhalten. Dann fing sie konsequent an, in den damals aufkommenden Naturkostläden einzukaufen. Unter anderem auch, weil diese die Becquerelwerte von Lebensmitteln veröffentlichten, also genaue Mengenangaben zur radioaktiven Substanz, und man dort oft auch Strahlenwerte messen lassen konnte. In solchen Läden erfuhr sie auch, was man besser nicht verzehren solle.

Mit der Folge, dass sich die Germeringerin mit anderen Müttern über radioaktive Strahlung, über Vorsichtsmaßnahmen und die richtige Ernährung austauschte. Schließlich ging es ihr darum, zumindest das zu tun, was sie konnte, und nicht blind dem zu vertrauen, was andere sagten. Als Monika Palinkasch () erfuhr, dass sich Mütter, die ähnlich dachten wie sie, zusammengeschlossen und in München den Verein "Mütter gegen Atomkraft" gründeten, war für sie klar, sich dort zu engagieren.

Der jungen Frau waren, wie sie rückblickend berichtet, Informationen und Bewusstseinsbildung besonders wichtig. Deshalb arbeitete sie vor allem bei der von den Müttern gegen Atomkraft herausgegebenen Zeitschrift "Mütter Courage" mit. Diese thematisierte Fragen zur Ernährung, Energie und Politik. Die Krankenschwester beteiligte sich an den Beiträgen und übernahm später den Versand der Zeitschrift an die Mitglieder. Besonders wichtig waren ihr die Informationen aus erster Hand, wie sie Veranstaltungen mit Wissenschaftlern boten. Palinkasch besuchte aber auch die Demos und Mahnwachen, die der Verein regelmäßig organisierte, um seine Anliegen in der Öffentlichkeit zu tragen. Der Kreis der Frauen, die sich in Germering dem Verein anschlossen, blieb allerdings überschaubar.

Die Germeringerin wollte auch leben, was sie damals vertrat und immer noch vertritt. Als in Germering ein Eine-Welt-Laden eröffnete, machte Monika Palinkasch auch hier mit. Das sei eine Frage der Grundeinstellung meint sie. Wasser predigen und Wein trinken, könne sie nicht. Zudem habe es ihr gut getan, mit der Arbeit im Eine-Welt-Laden etwas Gutes zu tun und andere zu unterstützen. Leider stehe der Laden, aus dem sich Palinkasch wegen der beruflichen Belastung durch eine Vollzeitstelle zurückgezogen hat, nach acht Jahren auf der Kippe. Auch bei den Müttern gegen Atomkraft macht sei seit einiger Zeit nicht mehr mit, auch weil viele der damals jungen Frauen inzwischen im Rentenalter sind. Manche der Sorgen sind ihr jedoch geblieben. Man wisse ja nicht, was für Auswirkungen eine solcher GAU habe, sagt die auf einer Intensivstation tätige Krankenschwester.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: