Mein Tag:Mundharmonika im Innenhof

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Reinhard Kaufmann spielt leidenschaftlich gern Mundharmonika. (Foto: Privat)

Reinhard Kaufmann musiziert für Pflegeheimbewohner

Von Florian J. Haamann

Reinhard Kaufmann () ist zu den Klängen der väterlichen Mundharmonika aufgewachsen. So lange er zurückdenken kann, begleiten ihn die Melodien dieses so unscheinbaren Instruments - und wie seine Mutter dazu gesungen hat. Die Piccolo-Mundharmonika, die der Vater gespielt hat, erzählt aber auch eine bewegende Geschichte. "Er hat sie im Zweiten Weltkrieg an der Front in Russland gespielt. Bei einem Gefecht hat er als 18-Jähriger beide Beine verloren. An der Stelle, an der er verletzt wurde, hat man dann seine Uhr und die Mundharmonika gefunden und sie ihm ins Lazarett gebracht", erzählt Kaufmann. Dort bekommt der Vater nicht nur sein geliebtes Instrument wieder, sondern verliebt sich auch in eine junge Krankenschwester, Kaufmanns Mutter.

Mit fünf Jahren dann pustet Kaufmann zum ersten Mal selbst in das Instrument, lässt sich die ersten einfachen Melodien beibringen. Die Leidenschaft geht vom Vater auf den Sohn über, bleibt bis heute lebendig. Seit Februar teilt er sie mit den Bewohnern des evangelischen Pflegeheims in Eichenau. Weil er aktuell nicht ins Haus darf, um dort für die Senioren zu spielen, gibt er am Freitag von 14 Uhr an einfach ein Konzert in den beiden Innenhöfen. "Diejenigen, die können, dürfen auf die Terrasse, die anderen können mir von ihren Balkonen zuhören. Am meisten würden die Bewohner über alte Lieder freuen, die sie teilweise noch mitsingen können, wie: "Kein schöner Land" oder "Am Brunnen vor dem Tore". "Viele Leute dort sind auf mich zugekommen und haben gesagt, sie haben auch eine Mundharmonika, können sie aber nicht mehr spielen", erzählt der 69-Jährige.

Auf die Idee zu den Mundharmonika-Konzerten ist der Rentner durch eine Bekannte aus dem Volleyball-Verein gekommen, die im Seniorenheim arbeitet. "Wenn im Verein jemand Geburtstag hat, spiele ich ihm immer ein Ständchen, meine Leidenschaft ist also bekannt", sagt Kaufmann und lacht. Und so hat die Bekannte gefragt, ob er nicht auch mal für die Senioren spielen will - eine Idee die der Maschinenbauingenieur gerne aufgegriffen hat.

Die Auftritte im Seniorenheim und im Volleyball-Verein sind aber nicht alles. Seit vielen Jahren besucht er regelmäßig Musikantenstammtische, etwa in Biburg und Emmering. "Die Mundharmonika eignet sich gut, um mit anderen zu spielen und andere Instrumente wie Gitarre, Hackbrett und Steirische als zweite Stimme zu begleiten." Und auch sonst habe er immer eines seiner Instrumente in der Hosentasche dabei.

© SZ vom 17.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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