Mein Tag:Maria Röhl feiert 80. Geburtstag

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Am 1.Mai 1984, vor 36 Jahren, zieht Röhl damals 44 Jahre alt, als CSU-Abgeordnete erstmals in den Stadtrat ein und ist eingeschüchtert. (Foto: Matthias F. Döring)

Als Brucker Stadträtin hat sie sich um Soziales gekümmert

Von Marija Barišić

Ein Tag, den Maria Röhl nie vergessen wird, ist der, an dem alles begann. Am 1. Mai 1984, vor 36 Jahren, zieht Röhl (), damals 44 Jahre alt, als CSU-Abgeordnete erstmals in den Stadtrat ein und ist eingeschüchtert. "Was die alles wissen, das lern' ich nie!", sagt sie zu ihrem Mann und meint damit ihre anderen, überwiegend männlichen Kollegen im Stadtrat, die so viel kompetenter wirken, als sie sich fühlt. "Im ersten Jahr: nur zuhören!", ist der Ratschlag, den sie vom damaligen Bürgermeister Max Steer zu hören bekommt und nicht befolgt. Heute würde sie ihrem jüngeren Ich raten, genau das zu tun, was sie getan hat: "Nichts gefallen lassen! Wenn man eine Meinung vertritt, an ihr festhalten, nicht umfallen, die Leute schätzen das."

Das würde sie vor allem Frauen mit auf den Weg geben, die sie in ihrer Zeit als Mandatsträgerinnen oft in der Politik vermisst hat. Und trotzdem hält sie bis heute nicht viel von Frauenquoten: "Wenn man sich für Politik interessiert, muss man was tun, und wenn man Schwung und Elan mitnimmt, kommt man da auch rein!" Muss auch nicht sofort klappen, das habe sie ja selbst erst mit der Zeit gelernt. "Maria, Sie lernen das noch", beruhigte sie mal ein älterer Kollege, als sie bei ihrer ersten Ansprache auf der Weihnachtsfeier "stecken blieb" wie sie es selbst nennt. Und der Kollege sollte Recht behalten. Kurz nach ihrem Einzug in den Stadtrat 1984 wird Röhl Alten- und Sozialreferentin in Fürstenfeldbruck und lernt, was alte Menschen wirklich brauchen: "Achtsamkeit. Zuspruch. Weil alt sein nicht blöd sein heißt." Dass sie wer sind und der Gesellschaft mit ihrer Lebenserfahrung viel zu geben haben, sei die Einstellung gewesen, die Röhl älteren Menschen immer mitgeben wollte.

Heute feiert sie selbst ihren 80. Geburtstag und ist "jetzt schon froh, wenn der Tag vorbei ist", sagt sie lachend und fügt hinzu, "weil mich das so anstrengt, der Trubel." Das habe sie früher besser gekonnt. Was sie dafür jetzt besser könne als früher? Zuhören, sich nach einem Streit versöhnen, eine Woche vorausplanen, nicht gleich ein Jahr. Die Zeit sei endlich, sie könne nicht mehr so viel aufschieben, sagt sie. Auch zufriedener zu sein, hat sie erst im Alter gelernt, dazu könne man sich erziehen, ist Röhl überzeugt.

Wenn sie auf all die Jahre als Politikerin zurückschaut, ist sie stolz. Vor allem auf das Sozialzentrum LiB, das auf ihren Antrag hin errichtet wurde. Eigentlich gebe es fast nichts, was sie in der Vergangenheit unbedingt wollte, aber nicht habe durchsetzen können. Und trotzdem, sagt Röhl, würde sie heute nicht wieder in den Stadtrat zurückkehren wollen. Das Gesprächsklima dort ist ihr zu "giftig", die Ideen zu utopisch geworden. Früher habe man mit Kollegen aus den anderen Parteien so richtig gestritten und danach trotzdem "noch einen zusammen getrunken. Heute ist das anders."

© SZ vom 03.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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