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Günter Eichinger ermöglicht es Flüchtlingen, Fußball zu spielen. (Foto: Günter Reger)

Günter Eichinger ermöglicht es Flüchtlingen, Fußball zu spielen

Von Karl-Wilhelm Götte

Günter Eichinger packt überall an. "Hauptsache, es wird was gemacht für die Jungs", beschreibt er sein Credo. Der Vorsitzende des TSV Fürstenfeldbruck-West steht an diesem Mittwoch um 17 Uhr auf dem Sportplatz an der Cerveteristraße am Grill, wenn Asylbewerber gegen eine Auswahl der Stadt und des Landratsamtes Fußball spielen. "Da gewinnen die Asylbewerber", sagt er voraus. Er ist sich deshalb bei seiner Prognose so sicher, weil er die Fußballer aus den Reihen der Flüchtlinge gut kennt.

Eichinger hatte schon bald nach der Ankunft Kontakt zu den Asylbewerbern aufgenommen. Das hat er nicht ganz uneigennützig gemacht. Der Fußballchef vom TSV-West sucht immer nach guten Fußballern, um seinen Verein zu verstärken. "Wir haben jetzt 15 Jugendliche aus den Jahrgängen 1997/98 bei uns im Training", erzählt er. Den jungen Asylbewerbern aus dem Kreis der so genannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Fürstenfeldbruck hat er beim Bayerischen Fußballverband Spielerpässe besorgt, so dass sie am Ligaspielbetrieb teilnehmen können.

Eichinger kannte nie Berührungsängste mit fremdländischen Menschen. Die große Errungenschaft des TSV West ist, dass der Verein Dutzende von Jugendlichen und Erwachsenen aus Dutzenden Ländern über den Fußball in der Stadt integriert hat. Eichinger ist daran seit 1994 beteiligt. Zunächst als Jugendtrainer, seit 1997 als Vorsitzender und anderen Funktionen. Kürzlich hat der 57-jährige ehemalige Postbote zusammen mit seinen Mitstreitern über ein Turnier 525 Euro für die Flüchtlinge besorgt, damit diese sich die notwendige Ausrüstung beschaffen können.

Eichinger ist regelmäßig im Erstaufnahmelager am Fliegerhorst, um Flüchtlinge für den Fußball zu interessieren. Privilegien genießen die Fußballer aus dem Kreis der Asylbewerber jedoch nicht. "Die müssen zum Training kommen", sagt Eichinger. "Kommen sie nicht, spielen sie auch nicht." Probleme bereiten ihm die Behörden, wenn sie "seine Fußballer" von Fürstenfeldbruck in andere Orte verlegen. "Ich habe fünf, sechs Menschen Fußballpässe besorgt", erzählt er, "dann waren sie nach sechs Wochen wieder weg". Sie kamen nach Ebersberg, Markt Indersdorf oder anderswo hin. Ein Asylbewerber aus dem Senegal, der jetzt in der Nähe von Rosenheim in einer Unterkunft wohnt, kam in den vergangenen Wochen immer wieder von dort angereist, um in der zweiten Mannschaft mitzuspielen. "Das ist ein Riesenfußballer", schwärmt Eichinger von dem Afrikaner. Das Fahrgeld erhält er vom Verein.

Die jugendlichen Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia oder Mali, die Eichinger mit Fußballpässen ausgestattet hat, bleiben in der Kreisstadt, haben die Behörden ihm versichert. So wird der Verein in der kommenden Fußballsaison ab September über eine schlagkräftige A-Jugend verfügen. "Mal sehen, wie wir auf dem Land empfangen werden", sagt er und hofft darauf, dass die Flüchtlinge keine Anfeindungen erleben müssen.

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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