Mein Tag:Emotionen in der Gemeinschaft

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Sieglinde Nubert organisiert einen meditativen Tanz

Von Franziska Stadlmayer

Trauer, Schmerz und überschwängliche Freude. Die Tage um Ostern sind in der Bibel eine Zeit der großen Gefühle. Sieglinde Nubert bietet einen Weg an, diese Gefühle auszudrücken. Seit zehn Jahren leitet die 61-Jährige im Forum Gröbenzell einen meditativen Ostertanz. In diesem Jahr findet die Veranstaltung am Montag, 4. April, von 19.30 bis 21 Uhr im katholischen Gemeindezentrum Gröbenzell statt. Tanzen ist seit Jahrtausenden eine Form für Menschen um Gefühle auszudrücken, doch gerade im westlichen Kulturkreis geriet die Praxis des meditativen Tanzens und seine positiven Effekte in Vergessenheit. Zu Unrecht, findet Nubert (). Für sie ist das meditative Tanzen eine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen, denn: "beim Tanzen findet man seine eigenen Mitte".

Die Olchingerin bietet verschiedene Tänze an, ob Erntedank, Pfingsten oder Advent, Freude ist in der Bibel allgegenwärtig. So ist der meditative Tanz keine Abfolge komplizierter Schritte sondern konzentriert sich darauf, Gefühle mit dem ganzen Körper auszudrücken. "Wir beginnen in einem Kreis und zeigen unsere Empfindungen durch verschiedene Formen des Gehens", beschreibt Nubert den Ablauf. Dieses Jahr wird sie die biblische Geschichte der Jünger von Emmaus darstellen. Begleitet von ruhiger Musik wird die Wanderung der Jünger und die dabei stattfindende Wandlung von tiefer Trauer auf unbändige Freude nachempfunden. In Abschnitten wird die biblische Geschichte gelesen und anschließend in Bewegungen umgesetzt. Die Tänze werden bis zu viermal hintereinander getanzt, was die meditative Stimmung hervorruft. Die Freiberuflerin Nubert hat keine Tanzpädagogische Ausbildung, sie besuchte aber zahlreiche Workshops und kann auf 20 Jahre Erfahrung als Leiterin meditativer Tänze in verschiedenen Vereinen zurückblicken. "Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich Menschen mit Musik verbinden kann", erklärt die Olchingerin ihre ungewöhnlichen Beruf.

Besonders Frauen seien offen für diese Form von Spiritualität, "doch gerade in Gröbenzell sind immer auch ein paar Männer dabei". Unter den Teilnehmern gibt es treue Stammtänzer, die jedes Jahr wiederkommen, aber auch Neugierige, die sich für den Ostertanz interessieren. Nuberts Konzept scheint anzukommen, dieses Jahr wird der Ostertanz wegen steigender Nachfrage in den Pfarrsaal verlegt. Zwar ist eine Anmeldung nicht zwingend erforderlich, was es schwierig macht die genaue Teilnehmerzahl abzuschätzen, die Anzahl an bereits eingegangenen Anmeldungen und die treuen Stammgäste, lassen jedoch auf eine Gruppe von ungefähr 15 Personen schließen. Auch Nuberts Workshops, stoßen auf großes Interesse. "Unser Alltag ist hektisch und voller Anforderungen, da wächst die Sehnsucht sich auf sich selbst zu besinnen", erklärt sie.

Wie es nach dem Aus des Gröbenzeller Forums für die meditativen Oster- und Adventstänze weitergeht, weiß Nubert noch nicht. Eventuell werden diese in Zukunft in einer der beiden Kirchen in Gröbenzell angeboten. Sieglinde Nubert möchte auf jeden Fall weitermachen, denn: "es gibt nichts schöneres als in Gemeinschaft zu tanzen".

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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