Mein Tag:Ein Lied geht durch die Seele

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Die Fürstenfeldbruckerin Angela Krüger bietet in der Pfarrkirche St. Johannes Bosco "heilsames Singen" an. (Foto: oh)

Angela Krüger bietet in Germering erstmals das "heilsame Singen" an

Von Christian Hufnagel

Esoteriker werden enttäuscht sein. Sie können sich bei Angela Krüger ihre Sehnsüchte nicht erfüllen. Die Fürstenfeldbruckerin findet ihre Erfüllung nicht darin, einer Silbe, einem Wort oder Vers die spirituelle Kraft als Klangkörper zu entlocken. Was sie anbietet, hat "überhaupt nichts mit Mantra-Singen zu tun", zieht die Chorleiterin und Musikerin eine klare Abgrenzung zu der Veranstaltungsform, zu der sie seit Jahren in Fürstenfeldbruck einlädt und die nun an diesem Freitag in Germering Premiere feiert: In der Pfarrkirche St. Johannes Bosco können die Menschen zusammenkommen, um erstmals das sogenannte heilsame Singen zu erfahren. Was die Mitwirkenden mitnehmen werden, scheint nicht wenig zu sein: "Man hört auf zu denken und kann in einem Lied spazieren gehen", verspricht die Leiterin.

Wenn das eintreten sollte, mag die Teilnahme wirklich so etwas wie Balsam für die Seele sein. Ein besonderes Talent muss man dazu nicht mitbringen: "Jeder kann mitmachen", sagt die Fürstenfeldbruckerin, die hauptberuflich Krankenschwester ist, aber schon seit vielen Jahren mit Chören verschiedenster Natur arbeitet. Vor allem aus der Erfahrung ihrer musikalischen Arbeit heraus ist die 50-Jährige nämlich davon überzeugt, dass die Sangeslust in jedem schlummert: "Es gibt viele Menschen, in denen es singt, aber ihnen fehlt der Raum." Im übertragenen Sinne will Krüger diesen beim sogenannten Chanten mit einer ungezwungenen Atmosphäre schaffen.

Die Teilnehmer sitzen im Kreis, die Chorleiterin stimmt mit der Gitarre ein Lied an. Das ist geprägt von einer einfachen Melodie, kann Gospel, Kanon, Segenslied oder Taizé-Gesang sein. Beim Chanten bleibt es nun nicht beim einmaligen Vortrag: "Wir singen das Lied fünf bis acht Mal", erklärt die Chorleiterin. Und niemand ist gezwungen, unbedingt mit zu machen. Wer will, kann auch einfach nur zuhören. Aber am Ende, so scheint es, werden alle von diesem musikalischen Gruppenerlebnis getragen: "Ich habe noch nicht erlebt, dass einer nie mitgesungen hat." Dabei stehen natürlich die gesangliche Leistung und künstlerischer Perfektionismus nicht im Vordergrund. Das wäre vermutlich auch nicht heilsam. Die Ziele sind andere: "Das Singen soll in einem gemeinsamen Klangraum die Seele aufatmen lassen und die inneren Lebenskräfte aktivieren", sagt Krüger.

Eine Erfahrung, die sie wohl seit ihrer Kindheit macht. Denn so lange singt die Fürstenfeldbruckerin schon in und mit Chören. Für Krüger ist diese kreative Betätigung ein offener Prozess. Die Stimme entwickle sich im Laufe des Lebens, sagt sie. Das Spannende dabei ist für sie ein sich stetig wandelndes Ergebnis. Ein "Klanggeschehen" nennt die Musikerin das, welches sich immer wieder neu auspacke. Demütig steht die Erschafferin dabei ihrem eigenen Kunstwerk gegenüber: "Es ist alles nur ein Geschenk. Ich habe mich darauf nur vorbereitet."

Heilsames Singen, Germering, Pfarrkirche St. Johannes Bosco, Otto-Wagner-Straße, Freitag, 11. November, 18.30 Uhr bis 20 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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