Mein Tag:Dreck darf man nicht scheuen

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Bezirksschornsteinfeger Roman Machnik. (Foto: Günther Reger)

Roman Machnik für weitere sieben Jahre Bezirksschornsteinfeger

Von Christian Hufnagel

Es klingt erhaben, was das Landratsamt in einer Pressemitteilung da verkündet: "Der Bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger Roman Machnik wurde für weitere sieben Jahre von der Regierung von Oberbayern bestellt." Dieser Handwerker ist also im Auftrag des Staates unterwegs, was die Bedeutung seiner Arbeit unterstreicht, die ja nun in der letzten Konsequenz Katastrophen zu verhindert versucht.

Der Germeringer empfindet auch eine "große Verantwortung", schließlich komme bis heute einmal im Jahr etwa ein Kaminbrand vor. Dann hatte sich abgelagerter Ruß aus unvollständiger Verbrennung im Schornstein entzündet.Andere mögliche Brandursachen sind leichter abzuwenden. Regelmäßige Begutachten, Kehren, Überprüfen und Messen sorgt vor. Bei einer sogenannten Feuerstättenbeschau sieht der 48-Jährige immer wieder "haarsträubende Konstruktionen", wie er aus dem Berufsalltag erzählt und das Beispiel eines Ofenrohrs durch eine Holzverkleidung nennt.

Der Bezirk, in dem Machnik nach dem Rechten sieht, umfasst "2800 Hausnummern. Diese erstrecken sich auf die Hälfte von Eichenau, auf Puchheim-Ort und Puchheim-Bahnhof sowie einen kleinen Teil von Germering, wo der Schornsteinfeger lebt. Der sogenannte Kehrbezirk war in früheren Zeiten gleichsam einem ein Leben lang zugesprochen. Bis 2012 galt das sogenannte Kehrmonopol. Es legte fest, dass der Hauseigentümer die gesetzlich vorgeschriebenen Tätigkeiten nur durch den jeweiligen Bezirksschornsteinfeger vornehmen lassen durfte. Seither darf aber auch ein anderer Berufskollege manche Arbeiten übernehmen wie das Reinigen und das Messen. Allerdings bleiben die gewichtigen Aufgaben beim Bezirksschornsteinfeger, der eine neue Feuerstätte abnimmt, das Kehrbuch führt und verwaltet sowie alle paar Jahre einen Feuerstättenbescheid ausstellt.

Was nun seinen Kehrbezirk Puchheim II betrifft, wird sich Machnik um dies alles die nächsten sieben Jahre dort kümmern. Dann muss er sich wieder darum bewerben und kann damit natürlich Gefahr laufen, den Bezirk zu verlieren. Diesmal setzte er sich gegen elf Konkurrenten durch. Aber da Berufsjahre beim ausschlaggebenden Punktesystem auch eine Rolle spielen, kommen in der Regel die Ältern und die Platzhalter wieder zum Zug. Als jüngerer Handwerker dieser Sparte benötigt man Geduld. Neun Jahre waren es bei Machnik, ehe er 2003 seinen ersten Kehrbezirk in Gröbenzell erhalten hatte. 2012 hatte er sich dann für Puchheim II beworben.

Sein Traumberuf sei es ursprünglich nicht gewesen, gesteht der Bezirksschornsteinfeger ein. Aber längst macht ihm die Arbeit Spaß. "Ich habe sehr viel mit Menschen zu tun", zählt er einen Vorteil auf, der sich auch auf der Straße zeigt: "Jeder grüßt mich." Was wohl auch eindeutig mit einer Eigenschaft zu tun hat, die diesem Handwerker seit Jahrhunderten zugeschrieben wird: "Täglich sind bestimmt ein bis zwei Hausbesitzer dabei, die sagen, mein Besuch bringe ihnen Glück." Dass dieses übernatürliche Wirken der schwarzen Männern angedichtet wird, rührt wohl noch aus dem Mittelalter her. Als Kaminfeger in der Tat die Menschen vor Bränden und den Folgen verstopfter Schornsteine schützten. So gilt für einen Glücksbringer wie den 48-jährigen Germeringer bei aller wunderbaren Symbolik bis heute eine ganz praktische, tägliche Herausforderung: "Dreck darf man nicht scheuen."

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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