Mein Tag:Autorin einer Familienchronik

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Etwas ganz Besonderes hat sich Margit Hasinger für ihre "Mama" einfallen lassen, sie hat ihr zum 80. Geburtstag eine Familienchronik geschrieben. (Foto: privat)

Margit Hasinger aus Germering ist zu Gast im Lesecafé

Von Julia Kiemer.

Um den 80. Geburtstag der eigenen Mutter besonders zu würdigen, gibt es allerhand Geschenkideen. Etwas ganz Besonderes hat sich Margit Hasinger (Foto: privat) für ihre "Mama" einfallen lassen, sie hat ihr zum 80. Geburtstag, der 1989 stattfand, eine Familienchronik geschrieben. Aus dieser Chronik wird sie an diesem Mittwoch einige Episoden vorlesen - bei der Veranstaltung "Literatur von und mit Senioren". Die Veranstaltung des Seniorenbeirats beginnt um 15 Uhr im Lesecafé in der ersten Etage der Stadtbibliothek Germering.

Nur durch Zufall erfuhr Margit Hasinger von dem Lesekreis in Germering. Ihre Freundin Christel Breuer, Mitglied im Seniorenbeirat, erzählte ihr davon. Hasinger gefiel die Idee, deshalb habe sie sich entschieden, Episoden aus der von ihr vor etwa 26 Jahren verfassten Familienchronik vorzulesen, sagt die 81-Jährige, die in Germering als Ärztin gearbeitet hat. Im Mittelpunkt der Chronik steht Hasingers Mutter Katharina Eich, die von ihrer Tochter als "Nabe im Rad" beschrieben wird, als der ruhende Pol der Großfamilie. Für Hasinger war ihre Mutter ein großes Vorbild, die zu allen acht Kindern einen guten Draht hatte. Die Chronik beginnt mit der Geburt von Katharina am 1. Januar 1909 in Oberammergau und endet 1958. "Es wurde dann sehr schwierig alles genau zu dokumentieren, weil alle Kinder ihre eigenen Wege gingen", erklärt Margit Hasinger. Zudem ist der Vater 1958 schwer krank geworden. Aus diesen Gründen endet die Chronik mit dem Ausgang der Fünfzigerjahre.

Sie beginnt in Oberammergau, wo die Kinder mit den Passionsspielen aufwachsen, wie Hasinger erzählt. Mutter Katharina, die neben dem Haushalt eine kleine Pension betrieb, sang bis 1934 im Chor der weltberühmten Spiele. Danach durften keine unverheirateten Frauen mehr mitspielen. In der Familiengeschichte sind auch Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit enthalten, so hatte die Mutter eine Kuh im Vorratsraum stehen, die geschlachtet werden musste, um den Kindern etwas zu essen zu geben.

Als sie mit der Recherche für die Familienchronik begann, bekam sie die meisten Informationen von ihrer damals knapp 80-jährigen Mutter. Doch auch die Geschwister und Freundinnen der Mutter wurden befragt. "Überrascht war ich nicht von dem, was ich beim Recherchieren herausfand." Die Mutter sei sehr offen gewesen und habe immer viel erzählt, so die Germeringerin. Obwohl sie zur Zeit des Schreibens als Ärztin aktiv war, schrieb Hasinger die Chronik in knapp vier Monaten, meist nachts. Da sie früher mal Schriftstellerin werden wollte, hat sie die Chronik gerne geschrieben. Margit Hasinger ist gespannt, was die Zuhörer zu ihrer Familienchronik sagen werden. Der Mutter hat sie sehr gut gefallen, auch wenn sie diese erst nach einigen Jahren gelesen hat. "Das lag aber nur an der Faulheit", erklärt Margit Hasinger lachend

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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