Mein Tag:Anwalt des Fahrradfahrens

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Wolfgang Andre. (Foto: Carmen Voxbrunner)

CSU-Stadtrat Wolfgang Andre gibt sein Mandat auf

Von Andreas Ostermeier

Der 72 Jahre alte Wolfgang Andre gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Kommunalpolitikern in der Stadt Germering. Wäre es nicht so, dann hätte die kommunalpolitische Karriere des CSU-Stadtrats schon vor eineinhalb Jahren ihr Ende gefunden. Doch die Wählerinnen und Wähler häufelten Andre , der auf dem letzten Platz der CSU-Liste kandidiert hatte, so weit nach vorne, dass er noch einmal in den Stadtrat kam. Nun aber soll Schluss sein mit der Kommunalpolitik. Die Stadtratssitzung am Dienstag ist seine letzte. Andre sieht sich in einem Alter, in dem er mehr Privatleben haben möchte. Er wolle frei sein von Pflichten und Terminen, sagt der ehemalige Zweite Bürgermeister der Stadt. Die Arbeit gehe auch nicht mehr so leicht von der Hand, wie das früher der Fall gewesen sei. Außerdem habe er genügend Jahre im politischen Ehrenamt verbracht.

Seine neue Aufgabe ist der junge Golden Retriever, den er sich angeschafft hat. Der Hund brauche Zeit und Zuneigung, sagt Andre. Zu den Sitzungen will er ihn nicht mitnehmen, wie das beispielsweise Dritte Bürgermeisterin Sophie Schuhmacher manchmal mit ihrem Hund tut, lieber geht er mit dem Golden Retriever spazieren oder zur Hundeschule. Gassi fahren, das traut sich der frisch gebackene Hundebesitzer noch nicht. Obwohl das Fahrrad das politische Markenzeichen von Andre ist. Kaum ein anderer Germeringer Politiker hat sich so fürs Fahrradfahren eingesetzt wie er. Die erste Fahrradstraße in der Stadt, der Weg zum Germeringer See, hatte in ihm einen ebenso engagierten Fürsprecher wie die Fahrradstraße auf der Nordseite der Landsberger Straße, mit deren Bau in diesen Tagen begonnen worden ist. Auch für eine durchgehende Fahrradstrecke südlich der Bahnlinie setzte sich Andre ein. Er ist sicher, dass die Förderung des Radelns in der Stadt auch ohne seinen Einsatz weitergeht, das Thema sei bei allen angekommen, anders als früher, sagt er, gibt aber aus seiner langjährigen Erfahrung heraus zu bedenken: "Geduld braucht man dabei."

Wer lange Zeit in der Politik ist, weiß das, und Andre ist lange Zeit dabei: 36 Jahre - mit Unterbrechung - ist er Gemeinde- und Stadtrat, von 2008 bis 2020 war er Zweiter Bürgermeister von Germering. Aus dem Stadtrat schied er schon einmal aus, 2002 war dies. Auch damals kandidierte er bei der Kommunalwahl auf dem letzten Platz der CSU-Liste. Damals war der Sprung zu einem Mandat zu weit. Aber Andre kam wieder. Diesmal soll endgültig Schluss sein, obwohl es bei der Wahl reichte. Von Platz 40 häufelten ihn die Germeringer auf Platz 14 vor. Auch nach seinem Ausscheiden wird der Name Andre aber präsent bleiben in der Germeringer Politik. Seit dem vergangenen Jahr ist nämlich Schwiegertochter Sandra Andre Stadträtin. Und eine Nachfolgerin für Wolfgang Andre steht auch schon fest: Christine Campinge werde seinen Sitz am Ratstisch einnehmen, sagt Andre.

© SZ vom 11.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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