Mein Tag:Abschied als Kreisbäuerin

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Foto: Carmen Voxbrunner (Foto: N/A)

Gabi Waldleitner stand zehn Jahre lang an der Spitze der Landfrauen

Von Andreas Ostermeier

Zehn Jahre lang hat Gabi Waldleitner aus Hattenhofen das Amt der Kreisbäuerin inne gehabt. In dieser Zeit hat sie sich nicht nur um die Aufgaben und Probleme gekümmert, die der eigene Hof stellte, sondern auch um Aufgaben und Probleme der Landwirte im Landkreis. Oft war in den zehn Jahren von Krisen die Rede, sie selbst hat gegen die niedrigen Milchpreise demonstriert. Gekannt hat sie viele der Probleme schon vorher: 15 Jahre lang war Waldleitner () Ortsbäuerin von Hattenhofen, zudem mehrere Jahre Mitglied im Kreisvorstand der Landfrauen. Waldleitner kennt sich aus in der Landwirtschaft, in Theorie und Praxis, sie ist eine Vorzeigebäuerin.

Doch die 50-Jährige stammt gar nicht von einem Hof. Aufgewachsen ist sie in Esting, gelernt hat sie Industriekauffrau. Mit Landwirtschaft war sie nicht in Berührung gekommen, ehe sie ihren Mann Thomas kennen lernte. Sie sei also "über die Liebe" zur Landwirtschaft gekommen, erzählt sie: "Meinen Mann hätte es ohne Hof nicht gegeben." Als Bäuerin war die Landwirtschaft dann ihr Tagesinhalt. Ackerbau und Schweinemast betrieben die Waldleitners, ihre ursprüngliche Ausbildung half der Bäuerin in diesen Bereichen nicht, erleichterte ihr jedoch die Büroarbeit, die der Betrieb eines Hofes auch erfordert. Sie hat eine weitere Ausbildung gemacht und diese als ländliche Hauswirtschaftsmeisterin abgeschlossen.

Als größten Unterschied zur Tätigkeit als Industriekauffrau bezeichnet sie die Zusammenarbeit in der Familie. Was den Betrieb anlangt, redeten auch die Schwiegereltern mit, Entscheidungen müssten gemeinsam getroffen, die tägliche Arbeit gemeinsam erledigt werden. Das berge auch Zündstoff, sagt sie. Familie und Betrieb sind eben nicht so klar getrennt, wie das bei einem Angestellten der Fall ist, der räumlich entfernt von seiner Wohnung arbeitet. "Mein Arbeitsweg beträgt fünf Minuten", sagt Waldleitner und meint damit die Entfernung vom Haus zum Stall oder aufs Feld. Sie müsse deshalb auch nicht so früh aufstehen, wie sich das manche vorstellten. Viele Pendler, die in München arbeiten, stünden am Morgen früher auf als sie, sagt die Landwirtin und führt ihre Beobachtungen als Anwohnerin der Zughaltestelle in Hattenhofen an.

Waldleitner war gerne Kreisbäuerin, doch jetzt freut sie sich auf mehr Freizeit. Gar so viel wird es aber nicht werden, schließlich gehört die Hattenhofenerin seit knapp drei Jahren dem Kreistag an. Die Zeit, die Hof und Politik übrig lassen, will Waldleitner nutzen, um einen Englischkurs zu machen. Das habe sie sich schon lange gewünscht, sagt sie. Und zu einem Tanzkurs sind sie und ihr Mann auch angemeldet. Zudem stehen in der Garage zwei Motorräder, die bewegt werden wollen. Waldleitner erzählt von einer Reise mitten durch Afrika, die sie und ihr Mann in den Wintermonaten vor zwei Jahren unternommen haben, zu dieser Zeit ist auf dem Hof weniger zu tun. 6500 Kilometer quer durch Afrika sind sie gefahren, von Kenia an der Ostküste nach Namibia im Westen. So etwas Ähnliches schwebt ihr wieder vor. Die Freizeit ist also bereits für viele Vorhaben verplant. Zeit wird außerdem die Familie einfordern. Drei Töchter haben die Waldleitners, die älteste ist 30 Jahre alt, die jüngste 25, und zwei Enkel. Da wird die Mutter und Großmutter bestimmt gebraucht.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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