Mein Laden:Schmuckes Geschäft

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Nicola Haensel-Hurlin (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nicola Haensel-Hurlin eröffnet in Eichenau ihre Goldschmiederei

Von Christian Hufnagel

Wenn sich für jemanden sein Traum erfüllt, ist er zumeist am Ende eines Weges aus folgerichtigen Schritten angekommen. Auf Nicola Haensel-Hurlin trifft das wunderbar zu, wenn sie an diesem Samstag "Die Goldschmiederei" in der Hauptstraße 16 in Eichenau eröffnen kann (10 bis 15 Uhr). Denn der gebürtigen Münchnerin ist einerseits das künstlerische Talent in die Wiege gelegt worden, anderseits ist sie mit der handwerklichen Seite ihres Berufes aufgewachsen. Schon in der Kindheit sei das Malen und Zeichnen ihre Leidenschaft gewesen, mit der sie sich stundenlang habe beschäftigen können. Und im Geschäft des Großvaters lernte sie früh ihr heutiges Metier kennen. Der Uhrmachermeister hatte in der Amalienstraße einen Laden, in dem er auch Schmuckstücke anbot. Und dort durfte die jugendliche Enkelin auch ihr erstes Stück kreieren: ein Gespenst aus Kupfer: "Da war ich ganz stolz drauf."

Der künstlerischen Ader ging Haensel-Hurlin zunächst auf der Fachschule für Werbegrafik nach. Eine Ausbildung, mit der sie zwar viel an "Genauigkeit und Farbgefühl" gewonnen hat, die ihr aber auch eine Erkenntnis zeitigte: "Ich muss etwas mit der Hand machen." Also fing sie eine Goldschmiedelehre an bei einem ehemaligen Gesellen des Großvaters, der inzwischen dessen Geschäft übernommen hatte. So erlernte sie bei ihrem "guten Lehrmeister" all die Fähigkeiten, die das Händische in ihrer Zunft ausmachen: feilen, sägen, löten, walzen: "Darauf baut sich auf alles auf", sagt die heute 37-jährige Mutter von zwei kleinen Mädchen - und natürlich das Gefühl für Material, Kombination und Form. Ihr Meisterstück mag dafür ein bezaubernder Ausdruck sein: ein Collier aus Gelbgold, dessen Glieder aus vollen und leeren Vielecken bestehen, welche gewissermaßen auf einen grünen Turmalin als Mittelpunkt zulaufen.

Mut zur Asymmetrie, die harmonische Verbindung von Gold und Silber und die filigrane Gestaltung von reduzierten floralen Elementen sind Kennzeichen der Schmuckstücke, mit denen Haensel-Hurlin die Eichenauer nun in ihren Laden locken und gegen "die Konkurrenz von größeren Ketten und dem Internet" bestehen will. Die Goldschmiedin ist überzeugt, dass "individuelle Beratung und ehrliche Handwerkstradition" einen genügend großen Kundenstamm finden werden. Mehr als 100 Schmuckstücke - vom Trauring über das Armband bis zum Collier - bietet sie zum Verkauf an. Und weil sich vielleicht nicht jeder gleich neuen Schmuck leisten will, ist die Goldschmiedin auch gerne bereit, alte Stücke zu reparieren oder umzuarbeiten. Und zudem gibt es bei ihr noch eine ganz besondere Hilfe: "Ich erledige auch Servicearbeiten für Uhren", sagt die neue Eichenauer Geschäftsfrau, was wie eine Erinnerung und Ehrerbietung an ihren Großvater anmutet - den Uhrmachermeister von Schwabing, der seine Enkelin auf einen traumhaften beruflichen Weg gebracht hat.

© SZ vom 12.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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