Medien:Brauereien in Bruck

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Lange Brautradition: Alte Dampfmaschine in Maisach. (Foto: Günther Reger)

Die Zeitschrift Amperland widmet dem Bier ein Heft

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Schon die geschäftstüchtigen Zisterzienser haben im Hochmittelalter in Fürstenfeld eine Brauerei eingerichtet. Im Unterschied zu anderen Klöstern stellten sie das Bier nur für den Hausgebrauch her, vermutlich weil sie den Betrieben im Markt Bruck keine Konkurrenz machen durften. Die Bierbrauer im Ort gehörten damals zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Handwerksmeistern. Solche Erkenntnisse sind in den Beiträgen des Wirtschaftshistorikers Klaus Wollenberg und des Brucker Stadtarchivars Gerhard Neumeier in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Amperland nachzulesen. Das bayerische Reinheitsgebot, das vor 500 Jahren erlassen wurde, war für die Redaktion der Anlass, im neuen Heft einen Schwerpunkt über Brauereien und das Bier in der Region zu veröffentlichen.

Wann genau die erste Brauerei im späteren Landkreis Fürstenfeldbruck entstand, darüber finden sich keine Quellen. Wollenberg weist darauf hin, dass der Ausschank von Bier den Zisterziensern bereits 1257 erlaubt wurde, sechs Jahre vor der Gründung von Fürstenfeld. Neumeier geht davon aus, dass die erste Klosterbrauerei nicht lange danach eingerichtet wurde. Wollenberg führt einige Dokumente aus dem frühen 14. Jahrhundert an. Wie zugetan die Mönche Wein, Weib und Gesang gewesen sein müssen, kann man daraus schließen, dass das Generalkapitel des Ordens 1270 Frauen aus den Weinschenken der Klöster verbannte und das Betreiben von Wirtschaften in den Stadthäusern zum wiederholten Male verbot.

Die beiden Autoren geben einen guten Überblick über die Geschichte der Brauereien, von denen es im Markt zeitweise neun Betriebe gab. Die Brauerei im barocken Kloster befand sich dort, wo heute das Stadtmuseum untergebracht ist. Östlich der Kirche gab es einen großen Gewölbekeller, um das Bier bei acht bis zehn Grad kühl zu lagern. 1543 wurde in Bayern eine Biersteuer eingeführt, der Bieraufschlag oder Bierpfennig, angeblich, um die "Türkengefahr" zu bekämpfen. Die Türken kamen zwar nicht weit, die Steuer aber blieb. Wollenberg weist darauf hin, dass das Brauen mit einem hohen Energieaufwand verbunden war. Das Holz dafür kam aus den Klosterwäldern. Direkt neben dem Kloster gab es seit dem 16. Jahrhundert einen eigenen Hopfengarten, nachdem sich der Hopfen als Zutat anstelle von allerlei Kräutern seit dem späten Mittelalter durchsetzte. Überhaupt dürfte das Gebräu, das einst als Bier galt, mit dem heutigen Getränk nicht zu vergleichen sein. Gezüchtete Brauhefe war nahezu unbekannt.

Die Klosterbrauerei überlebte die Säkularisation von 1803, allerdings fürchteten die Brucker Brauer die Konkurrenz durch einen Betrieb, der nun privat geführt und mit einer öffentlichen Wirtschaft, auf die das heutige Klosterstüberl zurückgeht, verbunden war. Im Lauf des 19. Jahrhunderts stellte die ehemalige Klosterbrauerei ihren Betrieb jedoch ein, ebenso einige Unternehmen im Markt. Bis zum Ersten Weltkrieg blieben nur zwei Brauereien übrig, die von Julie Mayr und eine Weißbierbrauerei, die mangels Rohstoffen 1916 dicht machte. Für den Stadtarchivar liegt die Ursache für den Ruin im Aufstieg der Münchner Brauereien, die das Umland belieferten. Ausführlich behandelt Neumeier die Entwicklung der Marthabrauerei, die sich bis 1980 als eigenes Unternehmen halten konnte.

Beide Artikel geben einen guten Überblick über die Braukunst und ihren Stellenwert in Fürstenfeldbruck. Es fehlt allerdings ein Beitrag über die Brauerei Maisach, die als einziges lokales Unternehmen bis heute überlebt hat. Die übrigen Beiträge des Schwerpunkts beschäftigen sich mit der Dachauer Gaststätte Zieglerbräu im Biedermeier sowie den Freisinger Brauereien. Ein Artikel ist Amalie Hohenester gewidmet, die sich als Naturheilkundige, Gastwirtin und Brauereibesitzerin im 19. Jahrhundert in Mariabrunn bei Röhrmoos halten konnte.

In weiteren Aufsätze im aktuellen Amperland-Heft beschäftigt sich Annegret Braun mit Frauen in der Nachkriegszeit in Dachau zwischen Entnazifizierung, Emanzipation und Mode, während Paul Hoser von Bürgermeister und Stadtrat in Freising während des Nationalsozialismus berichtet.

Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck, Heft 2, 2016, Fünf Euro. Die Hefte können im Buchhandel bestellt werden.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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