Marktsonntag in Germering:Marktbummel bei Regen

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Erstmals legen Händler die jährliche Autoschau mit einem verkaufsoffenen Sonntag zusammen. Unter die Fieranten mischen sich auch Wahlwerber der Parteien wie die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Nur acht Grad und Nieselwetter machen den Germeringern nichts aus. Irgendwie warten sie zweimal im Jahr auf den verkaufsoffenen Sonntag, um sich in Massen in der Stadtmitte zu zeigen. So sind auch am Sonntagnachmittag wieder die Besucher durch die Untere Bahnhofstraße geströmt. In der S-Bahnunterführung beginnt das übliche Sammelsurium eines Marktsonntags: Gürtel, Handtaschen und gleich dahinter lange Röcke und T-Shirts als Massenware. Auch Kobold-Staubsauger sind, wie immer, ein ständiger Begleiter dieses Sonntagsevents.

Es stimmt ja, an einem kalten Maisonntag mit Nieselregen verkaufen sich im Freien leichte Sommerkleider (oben) nicht gerade besonders gut. (Foto: Günther Reger)

Auch Politik wird an diesem Tag verkauft. Vorne, vor der S-Bahnunterführung platziert sich die örtliche CSU, um die Menschen abzufangen. Mit Unterstützung der Europa-Abgeordneten Angelika Niebler wirbt die Partei um Stimmen für die CSU bei der Bundestagswahl. Niebler und ihre Mitstreiter haben einen eindeutigen Standortvorteil, bekomme doch die Besucher die Stände der SPD und der Grünen erst in der Otto-Wagner-Straße zu Gesicht, die bei vielen Einheimischen als vom pulsierenden Germeringer Leben "abgehängt" gilt.

Vom schlechten Wetter lassen sich die Germeringer nicht von einem Einkaufsbummel im Stadtzentrum abhalten. (Foto: Günther Reger)

Immerhin laden die meisten der Stände zum ausgiebigen Sonntagkonsum, die dicht an dicht aufgereiht sind. Ein gutes Geschäft scheint ein türkischer Delikatessenstandhändler aus Puchheim zu machen. Auch beim "Rosenquarz" gegenüber blieben die Menschen stehen. Zehn Meter weiter stellten sich Mitarbeiter von "Body Street" in den Weg. "Warum ständig trainieren, wenn 20 Minuten locker reichen?", lautet der Lockruf von Vertretern dieser Fitness-Kette. "Vom Zeitnutzen ist das unschlagbar", verspricht Studio-Mitarbeiter Benjamin Keltsch interessierten Besuchern und zeigt auf eine Weste an seinem Stand. Mit der betreibt das Unternehmen "Elektro-Muskelstimulation". Die Weste nimmt den Menschen die eigene Bewegung ab. Mit Strom soll der Körper ohne Anstrengung angespannt und so die Muskeln gestärkt werden. Offenbar eine Methode für Menschen, die beim Sport keinen Spaß am Schwitzen haben.

Dafür legen auf den Premiumplätzen an der Stadthalle und in der Unteren Bahnhofstraße legen die Autohändler ihren Kunden einen roten Teppich aus (links unten). (Foto: Günther Reger)

Weiter geht es an der Fahrschule Leitner vorbei, die dringend Fahrlehrer oder Fahrlehreranwärter sucht. Dann steigt einem der Geruch von Steckerlfisch in die Nase und der nächste Gürtelstand folgt, diesmal mit dem unschlagbaren Preis von 2,99 Euro. Das Schuhhaus Thum wird von vielen Kunden belagert und verzeichnet sicherlich wieder einer der umsatzstärksten Tage des Jahres.

Am Kleinen Stachus erfreuen sich die Kinder an einem historischen Kettenkarussell. Die Kleinen fliegen in nur mäßiger Höhe herum, schreien aber trotzdem vor Glück. Gegenüber auf der Vereinsbühne geht es ernsthafter zu. Dort gibt es eine Taekwondo-Vorführung. "Jetzt folgt ein gesprungener Frontkick", kündigte der Ansager an. Ein älterer Mann im weißen Kampfanzug tritt daraufhin gegen ein Holzbrett, das in der Mitte durchbricht. "Das ist auch im höheren Alter noch möglich, wenn man sich einer Sache leidenschaftlich hingibt", kommentiert der Moderator den erfolgreichen Bruchtest. In der Otto-Wagner-Straße wirbt der Weltoffenladen damit, dass er hinter einem Bauzaun auch geöffnet ist.

Jetzt dünnen sich die Stände mehr und mehr aus. Nur vor dem Eiscenter Roberto wartet bei unwirtlichen Temperaturen noch eine Schlange. Für Kinder gibt es dort ein "Einhorn-Eis" mit verschieden farbigen Eissorten in einer Kugel. Geprägt wird dieser Sonntag vor allem durch viele Autos. Erstmals legt der Germeringer Gewerbeverband die jährliche Autoschau mit dem Marktsonntag zusammen, und die zahlreich vertretenden Automarken bekommen die Premiumplätze um die Stadthalle herum und an der Unteren Bahnhofstraße von der Landsberger Straße bis zum Kreisel an der Post. Auf der ganzen Länge des Wegs haben die Aussteller einen roten Teppich für die Besucher ausgelegt.

Die machen regen Gebrauch davon, sich in die Autos zu setzen und aus einem zweisitzigen Sportwagen herausschauend ein neues Fahrgefühl zu testen. Fahrgefühl brauchen auch die Kinder beim "Kiddi-Car" vor der Stadthalle. Für drei Euro dürfen sie sich in ein kleines Auto oder auf ein Quad mit vier Rädern setzen und können auf einem Parcour mit Verkehrszeichen im Kreis fahren. "Nicht überholen, hintereinander fahren", ruft jedoch ein Aufpasser und schränkte den Spaß der Kinder erheblich ein.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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