Luttenwang:Sorge um die Energiewende

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Als symbolischen Akt sperren Josef Schmid und Helene Barth kurz die Biogasanlage Luttenwang zu. (Foto: Günther Reger)

70 Teilnehmer bei Protestdemo in Luttenwang

Von Manfred Amann, Luttenwang

Die Reform des Energie-Einspeisegesetzes (EEG), die derzeit vom Bundesministerium für Wirtschaft verfolgt wird, werde die Energiewende abwürgen. Diese Sorge treibt all diejenigen um, die sich der Nutzung regenerativer Energien verschrieben haben. Statt den Ausbau zu deckeln und durch Restriktionen die erneuerbaren Energien auszubremsen, sollten für die dezentrale Erzeugung von Energie Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Arbeit und Wertschöpfung im ländlichen Raum ermöglichen, lautet eine Forderung. "Bayern braucht die Energiewende, den ländlichen Raum stärken, auch wir sind Arbeitsplätze." Mit solchen auf Plakaten gedruckten Aufrufen haben am Mittwoch etwa 70 Menschen bei der Biogasanlage am Ortsrand von Luttenwang an der deutschlandweiten Kampagne "Energiewende retten" teilgenommen. Aufgerufen dazu hatten die Fachverbände Biogas, Erneuerbare Energie, Solarwirtschaft und Windenergie. Die Betreiber der Bioenergie Luttenwang GbR, Josef Schmid und Manfred Scherer, fürchten, durch die geplante Absenkung von Vergütungen, die Einführung von Obergrenzen und von Ausschreibungsverfahren ihre Anlage mittelfristig nicht mehr rentabel betreiben zu können. Schon wenn die letzte Änderung des EEG beibehalten werde, sei bis 2021 mit einem massiven Einbruch der Stromerzeugung durch Biomasse zu rechnen, warnte Schmid.

Um ihrem Protest Nachdruck zu verleihen, legten die Betreiber die Biogasanlage im Rahmen der bundesweiten Warnminute "5 vor 12" symbolisch still, indem sie mit einer Kette die Tore versperrten. "Druck von unten zu machen", dazu hatten die Fachverbände aufgerufen, um die Politik aufmerksam zu machen, dass die Reform in die falsche Richtung gehe, erklärte Helene Barth vom Fachverband Biogas. Es sei tatsächlich schon "5 vor 12", wenn man sehe, dass der bislang verfolgte nachhaltige Umbau der deutschen Energiewirtschaft heruntergefahren werden solle. In der Luttenwanger Biogasanlage wird Strom für rund 1250 Haushalte erzeugt, was der Ortsgröße von Mammendorf entspricht. Laut Schmid werden dadurch jährlich 110 000 Liter Heizöl eingespart und 350 Tonnen Kohlendioxid. Außerdem werden 40 Wohnhäuser, ein landwirtschaftlicher Betrieb und eine Metzgerei mit Wärme versorgt. Und weil noch Wärme über ist, werden nebenan in einer Halle Hackschnitzel, manchmal auch Mais und Getreide, getrocknet. Damit in den Fermentern auch genug Gas für die drei Blockheizwerke erzeugt wird, liefern 25 Landwirte verschiedene Arten von Grüngut an und es wird Gülle beigemischt. Im Gegenzug erhalten die Lieferanten wertvollen Dünger.

Die Kreisräte und Ziel-21-Mitarbeiter Gottfried Obermair und Jakob Drexler betonten, dass Biogas als speicherfähiger Energieträger besondere Bedeutung habe, wenn der Landkreis das selbst gesteckte Ziel erreichen wolle, bis 2030 ganz ohne fossile Energieträger auszukommen. Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten und den Wärmeabnehmern klappe gut und sei effektiv, befand Schmid, umso weniger Verständnis könne er dafür aufbringen, dass man solchen funktionierenden Betrieben nun das Wasser abgraben wolle. Das hätte gravierende Folgen. Frau Barth machte darauf aufmerksam, dass der Bau von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien viele Arbeitsplätze in den verschiedensten Branchen sichere. Zum Beispiel bei der Firma Mannhardt Industriesysteme in Mammendorf, die mit der gesamten Belegschaft gekommen war, um den Protest zu unterstützen.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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