Luftpolsterkissen:4. Akt: Der druckende Stein

Die Granitskulptur wird selbst zum Künstler

Plopp. Plopp. Knall. Plopp. Plopp. Mit der ganzen Kraft seines Gewichtes rollt das Steinrad über das Malervlies, angeschoben von Fredi Ullrich und Uli Hochmann. Und wird damit in die Rolle eines Künstlers gedrängt. Dann unter dem Vlies liegt eine lange Leinwand auf der sich eine Schicht von Luftpolsterkissen befindet. Gefüllt sind diese Kissen mit Farbe. Durch den Druck platzen sie, die Farben verteilen sich auf der Leinwand, ein einmaliger, nicht reproduzierbarer Druck ist entstanden. Mit ihrer Performance werfen Ullrich und Hochmann die Frage auf, was Kunst eigentlich ist. Und wer oder was ein Künstler ist? Sind es die beiden, die den Stein schieben und die den Untergrund vorbereitet haben? Oder ist es in diesem Fall der Stein selbst, weil er es ist, der "bestimmt" wie die Farbbeutel platzen und damit wie sie die Farbe auf die Leinwand übertragen? Folgt man dem Vorgehen von Hochmann und Ulrich, dann muss Joseph Beuys' Satz: "Jeder ist ein Künstler", künftig folgendermaßen umgeschrieben werden: "Jeder und alles ist ein Künstler." Oder? Vielleicht fehlt es dafür letztlich doch am freien Willen und einer Entscheidung des Steins? Weil eigentlich ist er doch, nüchtern betrachtet, in diesem Fall nichts anders als ein Pinsel. Plopp. Plopp. Plopp. Plopp. Plopp. Plopp.

© SZ vom 04.12.2018 / flha - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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