Lokalgeschichte :Die weibliche Seite von Fürstenfeldbruck

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Die Historikerin Elisabeth Lang erstellt einen Kalender mit Porträts bedeutender Frauen aus oder für den Landkreis

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Was haben Maria von Brabant, Luzia von Syrakus und Edigna von Puch gemeinsam? Außer dass das Leben dieser drei bekannten Frauen auf die eine oder andere Art mit Fürstenfeldbruck verbunden ist, haben sie Elisabeth Lang dazu inspiriert, einen Kalender zu machen. Auf die Idee folgen ein Konzept, die Recherche, Aufträge an Verwandte, Grafiker und eine Druckerei - und schon erscheint das fertige Produkt pünktlich zum bevorstehenden Jahreswechsel. "Frauen im Landkreis Fürstenfeldbruck. Zwölf Porträts", lautet der Titel. Auf jedem Kalenderblatt wird eine Frau kurz porträtiert, die auf ihre Weise Geschichte geschrieben und oft auch ihre Spuren in der Kreisstadt oder dem Landkreis hinterlassen hat. "Ich habe versucht, eine Auswahl aus allen Jahrhunderten zu zeigen", erläutert die Historikerin Lang ihre Vorgehensweise.

Selbstverständlich ist der Kalender nicht ganz so leicht und problemlos entstanden, wie sich das liest. Beinahe zwei Jahre liegen zwischen dem ersten Gedanken daran und seiner Fertigstellung. Und nicht zu vergessen: Elisabeth Lang hat als Kirchenführerin des Brucker Forums, studierte Germanistin und Historikerin schon einen gewissen Hintergrund, der ihr zumindest bei der Recherche hilfreich war. An anderen Punkten konnte die verheiratete Mutter von drei Kindern auf die Mithilfe ihrer Familie bauen; ihr älteste Sohn zum Beispiel fotografierte die Häuser, in denen die Frauen gelebt haben, beziehungsweise andere, thematisch passende Gebäude. Letztlich habe die ganze Familie dieses Projekt unterstützt, berichtet Elisabeth Lang, die seit zwölf Jahren in der Kreisstadt lebt.

Vollendet: Die Fürstenfeldbrucker Historikerin Elisabeth Lang mit ihrem selbst konzipierten und entworfenen Kalender, der nun im Handel ist. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Für ihren ersten Kalender hat die aus der Oberpfalz stammende Historikerin in Rathäusern und Archiven recherchiert, in Büchern und im Internet, und, sofern möglich, mit den Nachfahren Kontakt aufgenommen. Das Ergebnis ist eine bunte Mischung bedeutender Frauen der jüngeren sowie älteren Vergangenheit, die jede auf ihre Weise Fürstenfeldbruck, den Landkreis oder einfach die Gesellschaft als solches geprägt haben. Zeitlich geht der Kalender zurück bis ins vierte Jahrhundert.

Im Jahre 304 nach Christi, am 13. Dezember, ist Luzia von Syrakus, den Bruckern besser als "Heilige Lucia" bekannt, gestorben. Ihrer gedenken die Leute in jedem Dezember mit dem Luzienhäuserlschwimmen auf der Amper. Auch Maria von Brabant, Gattin von Herzog Ludwig II. dem Strengen, der das Kloster Fürstenfeld erbauen ließ, ist als Januar mit in dem Kalender. Auch wenn sie niemals selbst hier im Landkreis war. "Aber ich denke, der Ort würde ganz anders ausschauen, wenn es sie nicht gegeben hätte", sagt Lang. Weitere Frauen sind Johanna Oppenheimer, Gabriele Häusler, Traudl Well und als zuletzt im Juni 2016 Verstorbene die Journalistin und Autorin Ursula Goldmann-Posch. Edigna von Puch ist übrigens doch nicht mit hineingekommen, vielleicht beim nächsten Kalender, falls es einen gibt.

Der Aufbau der Kalenderblätter folgt stets dem gleichen Prinzip: Oben steht ein Zitat, entweder von der Frau selbst oder über sie. Ein Porträt, als Gemälde oder Foto - oder im Fall von Luzia das Foto ihrer Marmorstatue - zeigt die Beschriebene, ein kleineres Foto das Wohnhaus oder ein sie charakterisierendes Gebäude. Und ein kurzer Text skizziert das Leben und Wirken der jeweiligen Person. "Es gäbe noch viel mehr zu erzählen, als auf so ein Kalenderblatt geht", sagt Lang. Ob sie diese Informationen irgendwann noch veröffentlichen wird, weiß sie jetzt noch nicht. Nun wolle sie zunächst abwarten, wie der Kalender ankomme.

Traudl Wells musikalisches Erbe

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(Foto: N/A)

15 Kinder hat Traudl Well (Foto: Toni Heigl) zur Welt gebracht und ihnen die Liebe zur Musik weitergegeben. Die Großfamilie zieht 1956 nach Günzelhofen, weil dort das größte Schulhaus Oberbayerns steht. Die Musik wird zum verbindenden Element, die am 19. November 1919 geborene Traudl bringt den Kindern bei, Blockflöte zu spielen, ihr Mann Hermann das Singen. Später kommen weitere Instrumente dazu. Diese Hausmusik ist die Grundlage für den späteren Erfolg der inzwischen nicht mehr existierenden Biermösl-Blosn sowie der Wellküren. alin

Gabriele Kesters Vermächtnis

Fast jeder im Kreis kennt die Kester-Haeusler-Stiftung. Doch dass dahinter die sozial und kulturell engagierten Schwestern Gabriele (Foto: Kester-Haeusler-Stiftung) und Mirjam Haeusler stecken, wissen wenige. Nach Langs Recherchen zog die 1905 geborene Gabriele mit ihren Eltern und vier Geschwistern in den Zanziger Jahren aus Landau zu den Großeltern Kester in Fürstenfeldbruck. In der Gründerzeitvilla lebten die zwei Schwestern bis zu ihrem Tod. Mangels Erben gründeten sie die Kester-Haeusler-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft, Forschung und Kultur. alin

Kämpferische Ursula Goldmann-Posch

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(Foto: N/A)

Mit "Tagebuch einer Depression" und "Unheilige Ehen" steht Ursula Goldmann-Posch in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre lang auf der Spiegelbestsellerliste. Zehn Jahre später nimmt die Tochter eines Südtiroler Politikers und einer Kunst- und Antiquitätenhändlerin, geboren 1949 in Bozen, einen jungen Perser, Arsham Bagheri, bei sich auf. 1999 dann die Diagnose Brustkrebs. Ursula (Foto: mamazone) kämpft, gründet in Augsburg den Verein Mamazone, initiiert weitere Projekte gegen Krebs. Dafür erhält sie 2010 das Bundesverdienstkreuz, im Juni 2016 stirbt sie an Krebs. alin

Zu kaufen gibt es Langs Werk in vielen Buchhandlungen im Landkreis. Bestellungen werden aber auch über ihre Internetseite www.textwerkstatt-ffb.de entgegengenommen.

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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