Landsberied:Willi will's wissen

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Plädoyer für den Dialog im Internet (von links): Josef Wörle, Willi Schillings, Simone Strobel und Johann Drexl. (Foto: Günther Reger)

Landwirt Willi Schillings ermuntert die Brucker Bauern, die sozialen Netzwerke für Werbung in eigener Sache zu nutzen

Von Manfred Amann, Landsberied

Bauer Willi wehrt sich. Das Bild, das viele Verbraucher von der Landwirtschaft haben, ist Willi Schillings, dem Ackerbauern aus dem Rheinland, ein Dorn im Auge. Die Schuld daran gibt er denen, die ein "verfälschtes Bild" von der bäuerlichen Arbeit zeichnen und in den Medien verbreiten. Gegen ihre Darstellungen hat Schillings seinen Internetauftritt gestellt: "Lieber Verbraucher - Wir wollen Dialog", lautet dessen Titel. Damit hat er offensichtlich eine Dialog-Tür aufgestoßen, mittlerweile wird Schillings auch zu Talkrunden im Fernsehen eingeladen. So kam es, dass er auf dem jüngsten Kreisbauerntag in Landsberied zu Gast war und über das Bild der Bauern in der Öffentlichkeit sprechen sollte.

Jeder Landwirt solle seine Möglichkeiten ausschöpfen, um dem falschen Bild von seinem Beruf entgegenzutreten, sagte Schillings. Sein Allgäuer Partner in der Öffentlichkeitsarbeit, Bauer Alois (Alois Wohlfahrt), forderte die Landwirte dazu auf , im eigenen Interesse "die Birne" hinzuhalten und für ihre Arbeit einzustehen. Und an den Bauernverband richtet er die dringende Bitte, Rhetorik-Seminare anzubieten, um insbesondere die jungen Landwirte für öffentliche Dialoge fit zu machen. Die Bauern produzierten Nahrungsmittel im Wert von zehn Milliarden Euro, seien im Natur- und Landschaftsschutz nicht wegzudenken und hielten sich an die Vorschriften, sagte Wohlfahrt. "Eigentlich sind wir die Guten, doch in der Öffentlichkeit werden wir als diejenigen wahrgenommen, die mit Steuergeldern subventioniert werden, Nahrungsmittel mit Pestiziden belasten, Kühen die Hörner abschneiden, Küken schreddern und Ferkel durch die Kastration quälen", beklagte Schillings und ermunterte die Zuhörer, offen auf die Verbraucher zuzugehen und sie "über die tatsächlichen Zusammenhänge" aufzuklären. Man laufe sonst Gefahr, dass die Bevölkerung die Darstellungen von Natur- und Tierschützern glaube und Druck auf die Politiker ausübe, was zu Verboten und weiteren Verordnungen führen würde.

In seiner Motivationsrede riet Schillings den Jungbauern, sich nicht zu verstecken, Informationen anzubieten, Werbung zu machen, "wie es die Handwerker zum Beispiel schon immer tun", Leserbriefe zu schreiben und auch die sozialen Medien zu nutzen. Dass dies gut funktionieren kann, wurde in einer kurzen Gesprächsrunde mit Facebook-Nutzern deutlich, die Kreisobmann Johann Drexl statt der üblichen Grußworte vor Schillings' Vortrag gesetzt hatte. Vor mehr als 100 Besuchern, darunter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie vielen Jungbauern, erzählten Landrat Thomas Karmasin (CSU), Kreisrat Jan Halbauer (Grüne), Bezirksbäuerin Christine Singer und Bettina Hanfstingl, die als Pflanzenbau-Reporterin auf Facebook Informationen verbreitet, auf welche Weise sie soziale Medien nutzen. Während Karmasin und Halbauer Facebook überwiegend als Informations- und Kommunikationsmittel betrachten, setzen Singer und Hanfstingl das Medium gezielt für Öffentlichkeitsarbeit ein.

Zum Auftakt des Kreisbauerntages hatte der Brucker CSU-Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet die Landwirte ermuntert, trotz aller Anfeindungen, Vorgaben, Umweltauflagen, witterungsbedingt geringer Erträge und momentan niedriger Preise bei Milch und Schweinefleisch nicht aufzugeben, damit die bäuerliche Kulturlandschaft erhalten werden könne. Auf dem Kreisbauerntag wurden Christine Ableitner aus Egenhofen, Sebastian Best aus Fürstenfeldbruck, Maria Kaindl aus Hörbach und Gerhard Ludwig Probst von der Rothschwaige als neue Landwirtschaftsmeister vorgestellt.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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