Landsberied:Wie eine geordnete Betriebsübergabe

Lesezeit: 2 min

Drei Jahre wird die erste Amtsperiode des neuen Innungsobermeisters Andreas Obermaier (links) dauern. Er folgt Harald Volkwein nach. (Foto: Erich C. Setzwein)

Harald Volkwein aus Gröbenzell gibt sein Amt als Obermeister der Schreinerinnung ab und erhält in dem 52 Jahre alten Andreas Obermaier aus Hörbach den gewünschten Nachfolger

Von Erich C. Setzwein, Landsberied

Ist die Gesellschaft bereit, für eine gute Handwerksausbildung zu bezahlen? Sollte die öffentliche Hand Betrieben eine Art Ablösesumme bezahlen, wenn wieder ein gut ausgebildeter Geselle das Handwerk hinter sich lässt und zu einer Kommune oder in eine Behörde wechselt? Das sind Fragen, die sich Harald Volkwein in seiner Zeit als Obermeister der Schreinerinnung wie auch als Kreishandwerksmeister stets gestellt hat und nie beantwortet bekam. Diese Fragen wird nun Andreas Obermaier stellen, der am Mittwochabend bei der Herbstversammlung der Schreinerinnung zum neuen Obermeister gewählt wurde.

Obermaier ist 52 Jahre alt, führt einen Schreinerbetrieb im Althegnenberger Ortsteil Hörbach und hat sich auf die Herstellung von Fenstern, Haustüren und Zimmertüren spezialisiert. Er bildet aus, ist vier Jahre lang Vorstandsmitglied der Brucker Innung gewesen und hat seit Jahrzehnten beste Kontakte zum Schreiner-Fachverband. Beste Voraussetzungen also, um die Nachfolge des 17 Jahre lang amtierenden Harald Volkwein anzutreten. Der Gröbenzeller Schreinermeister zieht sich von seinen Ehrenamtsposten zurück, in der kommenden Woche wird er bei der Jahresversammlung der Kreishandwerkerschaft auch diese Aufgabe an einen Nachfolger übergeben. In beiden Organisationen hat Volkwein frühzeitig die Nachfolge regeln können, um die Führungsposten hat sich aber niemand wirklich gerissen. Denn in einer Innung der Chef zu sein, das hat Volkwein über die Jahre feststellen müssen, heißt, wirklich dicke Bretter bohren zu müssen. Das dickste von allen, das ist für Volkwein die Ausbildungssituation. Zwar müssten sich die Schreiner nicht sorgen, dass sie keinen Nachwuchs bekämen, weil unter allen Handwerksberufen der Schreinerberuf immer noch als der attraktivste angesehen werde. Man bilde gerne aus, helfe oft auch junge Menschen, die Schwierigkeiten hätten. Aber qualifizierte Gesellen seien kaum in den Betrieben zu halten.

Die staatliche Verwaltung, die Städte und Gemeinden, Organisationen und Einrichtungen bildeten nicht selbst im handwerklichen Bereich aus, sondern suchten auf dem Markt nach Fachkräften, bemängelte Volkwein in seiner Bilanz als Obermeister. Die jungen Leute wüssten, was sie mit einem guten Abschluss erzielen können, sie kämen aber nie mehr ins Handwerk zurück.

Volksweins ernüchternde Zusammenfassung seiner Jahre an der Spitze an der Innung enthielt auch deutliche Kritik an den Mitgliedern. Bei der Versammlung mit der Neuwahl waren gerade einmal elf der 44 Mitglieder anwesend. Volkwein bedauerte, dass sich nicht mehr für die Arbeit in der Innung interessiert hätten. Ebenso habe er feststellen müssen, dass es immer mehr Betriebe gegeben habe, die kein Interesse an werbewirksamen Veranstaltungen gehabt hätten. Das treffe aber auf ganz Bayern zu, stellte er fest und verwies auf die Zahlen vom jüngsten "Tag des Schreiners". Von 3000 Betrieben hätten nur 140 ihre Betriebe geöffnet. Zum Beispiel für potenzielle Praktikanten oder allein fürs Image. Auch die Teilnehmerzahl von Schreinern aus dem Landkreis am sonst gut besuchten Zukunftsforum Fürstenfeldbruck sei "sehr überschaubar" gewesen.

Dass die Schreinerinnung eigentlich gut dasteht, das bestätigte den Mitgliedern der Ehrenkreishandwerksmeister Franz Höfelsauer. Der ist auch zehn Monate nach dem Tod Jutta Sellins, der langjährige Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft in Fürstenfeldbruck, immer noch als Büroleiter tätig und kennt die Daten und finanziellen Mittel der Schreinerinnung. So konnten die Mitglieder guten Gewissens über die Anhebung der 17 Jahre lang nicht erhöhten Aufwandsentschädigung des Obermeisters von 980 auf 1500 Euro abstimmen und eine eigene Seite der Schreinerinnung im Internet bestellen. Der Fachverband stellt diese Seite zur Verfügung, kosten wird das lediglich 89 Cent im Monat und 1250 Euro jährlich für redaktionelle Betreuung. Nach einer Einmalzahlung von 2100 Euro, die auf die Mitglieder direkt umgelegt wird, soll die Seite www.schreiner-ffb.de demnächst starten. Dort wird dann nicht das Porträt des neuen Obermeisters zu sehen sein und auch das des nachgewählten Vorstandsmitglied Elmar Wagner, sondern auch unter "Mein Schreiner" die Adressen der Mitgliedsbetriebe und der Ausbildungsmöglichkeiten.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: