Landsberied:Friedhof der Zukunft

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Prägender Baum: die Edigna-Linde auf dem Friedhof im Fürstenfeldbrucker Ortsteil Puch. (Foto: Johannes Simon)

Der Gartenbau-Kreisverband vergibt Preise für die Gestaltung letzter Ruhestätten

Von Manfred Amann, Landsberied

Im nächsten Jahr wird im Kreislehrgarten in Adelshofen Brot gebacken. Der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Fürstenfeldbruck, dem 29 Gartenbauvereine des Landkreises mit 7145 Mitgliedern angehören, hat in diesem Jahr einen Backofen errichtet. In dem haben pro Backgang 15 Laibe Brot Platz. Der Vorstand will jährlich etliche Backtage ausrichten, um weitere Besucher, auch jüngere, in den Lehrgarten zu locken. Auf der Jahresversammlung, zu der sich etwa zwei Drittel der 158 Delegierten im Dorfwirt in Landsberied einfanden, dankte der Vorsitzende Andreas Knoll aus Landsberied den ehrenamtlichen Helfern. Ein Schwerpunkt der Verbandstätigkeit war heuer die Ausrichtung des landesweiten Wettbewerbs "Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur". Bei diesem Wettbewerb erhielt der Friedhof in Landsberied die beste Wertung. Den zweiten und dritten Platz erreichten die Gemeindefriedhöfe Eichenau und Puch, Vierter wurde die Friedhofsanlage in Emmering.

Der Friedhof in Landsberied war bereits im September von Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf ausgezeichnet worden, der Eichenauer auf einer Veranstaltung des Bezirksverbandes. Bei der Gartlerversammlung konnten nun Franz Ostermeier, Günter Albertshofer und Stefan Thiery von der Pucher Kirchenverwaltung den dritten Preis, eine Urkunde und ein Bronzerelief mit der Aufschrift "Ort der Würde, Kultur und Natur" entgegennehmen. Wie der Fachberater für Gartenbau im Landratsamt und Geschäftsführer des Kreisverbandes, Horst Stegmann, erläuterte, wurden unter anderem die Lage des Friedhofs, seine Erschließung und Gestaltung, die Begrünung, der Pflegezustand sowie das Vorhandensein "funktioneller Einrichtungen" wie Toiletten, Wasserschöpfstellen oder Sitzbänke, bewertet. In den Friedhöfen sei ein "Kulturwandel im Bestattungswesen" erkennbar, sagte Stegmann. Sargbestattungen betrügen mittlerweile nur noch 50 bis 60 Prozent der Beerdigungen, gut 40 Prozent der Gestorbenen würden verbrannt und in einer Urne beigesetzt. Friedhöfe seien Orte der Trauer und des Gedenkens, würden aber immer mehr auch von Ruhesuchenden sowie für Begegnungen und zur Erholung genutzt. Manche Friedhöfe dienten auch seltenen Kleintieren und Vögeln als Lebensraum.

Am Landsberieder Friedhof wurde besonders positiv bewertet, dass es nur natürliche Grabeinfriedungen gibt, weswegen Gräber und Grünflächen eine harmonische Einheit bilden. Eichenau punktete unter anderem mit dem Eingangsbereich und mit der Möglichkeit der Baumbestattung unter einer alten Eiche, und Puch fiel mit dem Ensemble der Edigna-Linde und mit seinen historischen und Persönlichkeitsbezügen auf den Grabsteinen auf. Stegmann zeigte dazu Bilder vom Grab des britischen Studenten, der beim Münchner Oktoberfestattentat ums Leben kam, vom Grab des nationalistischen und antisemitischen Autors Julius Langbehn sowie vom Russengrab, in dem 1945 russische Kriegsgefangene beerdigt wurden, die an einer Alkoholvergiftung gestorben waren.

Gärtnermeister Ulrich Würstle, der in der Jury mitwirkte, lobte den Wettbewerb als gute Möglichkeit, eine zeitgemäße Friedhofsgestaltung anzuregen. Gelegentlich gebe es Ärger, weil Hinterbliebene an Urnenwänden oder -stelen gerne Blumen oder Kerzen abstellen, was Gemeinden und Kirchenverwaltungen nicht gerne sehen, weil dies alles wieder weggeräumt werden muss. Dem Gartenverband schlug Würstle einen Wettbewerb zur Gestaltung der Kreisverkehre vor. Kreisverbandschef Knoll forderte die Gartenbauvereine auf, sich reger am jährlichen Gartenwettbewerb zu beteiligen und auch Besitzer schöner Privatgärten zum Mitmachen zu bewegen. Nach fünf Jahren Pause wird im kommenden Jahr wieder ein Gartenpfleger-Kurs angeboten. Zudem nimmt der Verband mit dem Thema "Kräuter" an den Brucker Gesundheitstagen 2016 teil. Ganz oben auf der Beratungsliste werden "Hochbeete" stehen, die laut Stegmann angesichts der alternden Gesellschaft an Bedeutung gewinnen.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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